Chartanalyse
Wiederholungen im Anlegerverhalten ermöglichen (DAX-)Chartanalyse
Die Erholung vom Brexit-Schock setzte sich in dieser Woche unaufhaltsam fort. Doch nach wie vor ist das nichts weiter als eine „technische Gegenreaktion“. Die Entscheidung über die weitere Richtung der Märkte ist noch nicht endgültig gefallen.
Dies gilt auch für den DAX. Die Kurse befinden sich hier inzwischen wieder tief in der seit Monaten andauernden Seitwärtskonsolidierung (blaues Rechteck im Chart). Daher könnte man den kurzzeitigen Ausbruch auf der Unterseite als Fehlsignal werten.
Doch die „technische Gegenreaktion“ fand unter abnehmenden Umsätzen statt (rote Pfeile). Daher haben wir es derzeit lediglich mit einer klassischen Marktberuhigung nach den dramatischen Kursverlusten des Brexits zu tun.
Typisches Kursverhalten
Es ist ein absolut typisches Kursverhalten, das wir derzeit sehen. Nach einer sehr dynamischen Kursbewegung kommt es zu einer Gegenbewegung, nach der sich die Kurse auspendeln. Dabei kommt es zunächst noch zu weiteren heftigen Kursausschlägen nach oben und unten, dann nimmt die Volatilität aber Stück für Stück ab.
DAX: Kurse pendeln seitwärts aus
Nachdem die Handelsspanne im DAX unmittelbar nach dem Brexit am Freitag mehr als 1.000 Punkte betrug, reduzierte sie sich von rund 400 Zählern am Montag auf 286 Punkte am Dienstag und nur noch 193,11 Zählern am Mittwoch (blaue Rechtecke). Ohne die Aufwärtslücken der beiden Handelstage waren es sogar schon nur noch rund 135 Punkte, in denen sich der DAX bewegte.
Diese Tendenz setzte sich auch am Donnerstag und Freitag fort.
Marktverhalten wiederholt sich
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Erinnern Sie sich noch an das Marktgeschehen im März dieses Jahres? Als die Europäische Zentralbank (EZB) am 10. März noch einmal ihre zuvor schon extrem expansive Geldpolitik ausweitete, reagierten die Märkte mit heftigen Kursausschlägen. Der DAX schoss in den ersten Minuten nach Bekanntgabe der historischen Zinsentscheidung um rund 270 Punkte auf fast 10.000 Punkte nach oben, nur um im direkten Gegenzug wie ein Stein auf unter 9.500 Zähler zu fallen – siehe Chart aus dem Geldanlage-Brief vom 13. März:
Schon damals lautete der Rat, sich als Investor aus dem Markt herauszuhalten, solange sich kein klarer Trend abzeichnet. „Man sollte die charttechnischen Signale, die an solchen Tagen generiert werden, zunächst nicht überbewerten. Die Entwicklung in den kommenden Tagen ist entscheidender. Die Anleger müssen die Zinsentscheidung und die Aussagen Draghis verdauen und bewerten. Dann wird sich zeigen, für welche Richtung sich die Märkte endgültig entscheiden“, hieß es am 13. März hier im Geldanlage-Brief. Und eine Woche später, am 20. März, schrieben wir, man solle auf eine „Neuorientierung der Anleger“ warten. Denn es sei „nicht ungewöhnlich, dass sich die Kurse nach zuvor extremen Kursbewegungen (wie nach der EZB-Sitzung) eine Weile seitwärts auspendeln“. Tatsächlich tendierte der DAX anschließend fast einen ganzen Monat seitwärts. Die gleichen Aussagen gelten daher nun für den Brexit.
Wiederholungen im Anlegerverhalten ermöglichen Chartanalyse
Es ist genau dieses immer wiederkehrende Verhalten der Anleger, das die Charttechnik überhaupt erst zu einem funktionierenden Werkzeug macht. Wenn man bestimmte Kursmuster, die häufig auftreten, identifizieren kann, lassen sich Prognosen über den zukünftigen Kursverlauf abgeben. Damit kann man sich entsprechend positionieren. Dies braucht zwar viel Erfahrung, dann aber kann die Charttechnik unglaublich gewinnbringend sein.
Die nächste Impulsbewegung bringt die Entscheidung
Und daher wage ich nun folgende Aussage: Je länger der DAX nun in immer engeren Bahnen seitwärts tendiert (blauer Pfeil und Rechtecke im zweiten Chart oben), desto dynamischer wird die nächste Ausbruchsbewegung ausfallen. Vorerst bleibt aber offen, in welche Richtung diese gehen wird. Aber gewöhnlich ist eine Seitwärtskonsolidierung trendbestätigend, so dass wir von bald wieder fallenden Kursen ausgehen müssen.
Eine klare Handlungsmöglichkeit
Zusammengefasst lautet das kurzfristige Szenario für den DAX also: Die Kurse werden wahrscheinlich fallen, sie können aber auch steigen. In jedem Fall wird es dann impulsiv. Damit kann man scheinbar nur wenig anfangen. Doch tatsächlich steckt darin eine klare Handlungsmöglichkeit: Die nächste dynamische Bewegung kann man hervorragend in Ausbruchsrichtung traden.
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 03.07.2016)
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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus