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    Geldpolitik  2848  0 Kommentare Systemversagen - "Die Eiszeit hat uns fest im Griff"

    „Diesmal ist alles anders“ sind bekanntlich die vier gefährlichsten Worte an den Finanzmärkten. Heute heißt es „Die Notenbanken retten alle“. Das kann genauso gefährlich sein. Denn das Vertrauen der Märkte in die Wirkung der Geldpolitik beginnt zu schwinden. Wichtige Spieler wie George Soros und Stanley Druckenmiller setzen offen auf eine neue Krise, fallende Aktienkurse und steigendes Gold. Die Tatsache, dass die Nachfrage nach 400-Unzen Barren Gold in den USA wieder deutlich gestiegen ist, zeugt von der Nachfrage nach Gold zu „monetären Zwecken“, also zur Wertaufbewahrung.

    Sind das Anzeichen dafür, dass wir uns bereits in einer Blase befinden? Zumindest was die Märkte für Staatsanleihen betrifft, gibt es kaum mehr Zweifel daran. Und weil diese die Benchmark für jedes Portfolio und damit für die Bewertung von praktisch allen Assets sind, strahlt diese Blase auf alle Märkte aus. Bill Gross, der legendäre Anleihenexperte und frühere CEO von PIMCO, warnte prominent und lautstark vor einer „Supernova“, die unweigerlich implodieren müsse. Damit widerspricht er schon mal Alan Greenspan, der doch allen Ernstes behauptete, Blasen an den Finanzmärkten ließen sich immer erst im Nachhinein feststellen. Natürlich wusste er es besser, er wollte nur nicht zugeben, dass er früher den Nachschub an Drogen, also billigem Geld, hätte stoppen sollen.

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    Zieht man die „Bibel“ der Finanzmarktblasen – „Manias, Panics and Crashes” von Charles Kindleberger – zu Rate, kann man Anzeichen einer Blase nicht auf Anhieb erkennen. Kindleberger definierte fünf typische Phasen einer Blase:

    • Zunächst kommt es zu einer echten Neuerung, zum Beispiel einer neuen Technologie oder zur Öffnung eines Landes, wie zum Beispiel Russland nach 1990. In dieser Phase ändert sich etwas fundmental, was eine höhere Bewertung von Assets begründet. Erste Investoren erkennen dies.
    • Dieser Anstieg führt zu einem Boom. Die Erkenntnis der ersten Investoren verbreitet sich. Der Anstieg der Preise  von Finanzassets zieht weitere Investoren an. Immer mehr Käufe werden auf Kredit getätigt. Billiges Geld treibt Konjunktur und Vermögenspreise immer mehr an.
    • Dieser Boom führt in die Euphorie. Jetzt merkt jeder Investor, dass er mit dem Kauf bestimmter Assets reich werden kann. Schließlich ist „nichts so ärgerlich wie ein Freund, der reich wird“ bemerkt Kindleberger. Auch jene, die bisher noch keine Aktien gekauft haben, steigen plötzlich ein. Wie die Schuhputzer 1929, Ärzte und Rechtsanwälte im Neuen Markt 1999 und Tagelöhner als Immobilienkäufer 2007.
    • Unweigerlich kommt es zur Krise. Die Investoren, die früh eingestiegen sind, erkennen die völlige Überbewertung des Marktes. Besonders die Insider verkaufen, also diejenigen, die wirklich wissen wie die Geschäfte laufen. Nicht zufällig dürfte der CEO von Lehman Brothers einige hundert Millionen Aktien verkauft haben, als dies noch ging. Sobald der Verkaufsdruck zunimmt, fallen die Preise immer schneller, es kommt zum Crash.  Alle wollen verkaufen, niemand will oder kann kaufen. Die Märkte werden illiquide.
    • Dieser Absturz führt zu einem Überschießen der Märkte nach unten. Niemand will noch etwas von dieser Assetklasse wissen. Die Justiz deckt Betrugsfälle auf. Medien und Öffentlichkeit suchen nach einem Schuldigen für das Desaster.

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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Geldpolitik Systemversagen - "Die Eiszeit hat uns fest im Griff" „Diesmal ist alles anders“ sind bekanntlich die vier gefährlichsten Worte an den Finanzmärkten. Heute heißt es „Die Notenbanken retten alle“. Das kann genauso gefährlich sein.

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