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Zinsentscheid der Bank of England: Drei mögliche Folgen für das Pfund
Das kollektive Schlottern vor dem mittäglichen Zinsentscheid der englischen Währungshüter erreicht langsam seinen Höhepunkt. Um die Pumpe aller Anleger wieder auf Normalbetrieb herunterzufahren, gibt es hier schon mal im Voraus die möglichen fünf Ausgänge.
Erst überraschte sie alle, indem die britische Zentralbank unmittelbar nach dem Brexit an ihrem geldpolitischen Kurs festhielt und den seit 2009 bestehenden Leitzins von 0,5 Prozent beibehielt. Doch nach 88 Monaten des ohnehin schon äußerst niedrigen Zinsniveaus sind die meisten Volkswirte von einer weiteren Senkung auf 0,25 Prozent am heutigen Tag überzeugt. Die Furcht vor einer mit dem Brexit einhergehenden wirtschaftlichen Talfahrt ist zu groß.
"Der geldpolitische Ausschuss hat sich verpflichtet zu tun, was immer nötig ist, um das Wachstum zu stützen und die Inflation innerhalb eines angemessenen Zeitraums auf die Zielrate zurückzubringen", erklärten die Währungshüter.
Die Märkte sehen dieser Entscheidung jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn bevor sich die Zinssenkung in irgendeiner Art und Weise positiv auf die britische Wirtschaft auswirken kann, dürfte sie zunächst erst einmal zu einem weiteren Verfall des Pfundes führen. Wie hoch der Werteverlust sein wird, haben die Experten der ING in einer Szenarienrechnung genau beziffert (Quelle: "Business Insider").
Best Case
Demnach wäre es für das Pfund das beste, wenn die Bank of England komplett die Füße stillhalten und gar keinen Einschnitt bei den Zinsen vornehmen würde. Wird zusätzlich noch auf eine quantitative Lockerung verzichtet, so würde das Pfund im Nachgang sogar wieder um 2,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar zunehmen.
Worst Case
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Demgegenüber würde sich eine extreme Herabsetzung des Leitzinses von 40 bis 50 Basispunkten fatal auf die Kursentwicklung des Pfunds auswirken. Zusammen mit einer Ausweitung der Geldmenge von 100 Milliarden Pfund würde der Sterling gegenüber dem Dollar um weitere vier Prozent abwerten.
Wahrscheinlicher Fall
Da jedoch eine Absenkung des Zinses auf 0,25 Prozent sowie eine quantitative Lockerung von 50 bis 75 Milliarden Pfund erwartet wird, gehen die Experten von einem Werteverlust von "nur" drei Prozent für das Pfund aus. Würden es die Währungshüter bei der Zinssenkung belassen, so stehen die Chancen für das Pfund sogar recht gut, um 1,5 Prozent zuzunehmen.