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    Veränderte Währungstreiber  5383  0 Kommentare Realzinsen wichtiger als der Risikoappetit an den Finanzmärkten

    Anleger in die japanische Valuta konnten sich in diesem Jahr besonders freuen, da der Yen seit Jahresbeginn nahezu 20% zugelegt hat. Gefolgt wird die Rangliste der stärksten G10-Währungen von den Rohstoffwährungen norwegische Krone, kanadischer Dollar sowie den Antipodenwährungen australischer und neuseeländischer Dollar.

    Auf den ersten Blick scheint bei dieser Kombination der stärksten G10-Währungen etwas nicht zu stimmen. Normalerweise fungiert der japanische Yen als sicherer Hafen, während die Rohstoffwährungen hingegen sehr zyklische Währungen sind. Demnach schließen sich Währungsgewinne in dieser Kombination aus. Der Yen ist bei hoher Risikoaversion an den Finanzmärkten besonders gefragt, während die Rohstoffwährungen in einem risikoaversen Umfeld in der Regel hohe Kursrückschläge erleiden.

    Das einfache Raster von sogenannten «risk on» und «risk off»-Währungen hat in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert. Neben den Rohstoffwährungen gehörten auch das britische Pfund und die schwedische Krone in die Kategorie der «risk on»-Währungen, während der Schweizer Franken und der US-Dollar neben dem Yen zu den «risk off»-Währungen gehörten. Die richtige Einschätzung der Stimmung an den Finanzmärkten hatte meist zu einer guten Einordnung der zukünftigen Währungsbewegungen geführt.

    Die Schwankungen im Risikoappetit sind im Jahr 2016 als Währungstreiber offenbar in den Hintergrund getreten. Erklärt werden die Bewegungen an den Devisenmärkten vielmehr durch die Entwicklung der Realzinsen. Anfang Jahr waren die Realzinsen mit der Ausnahme von Norwegen und Kanada noch in den meisten Währungsräumen positiv. Inzwischen liegen die Realzinsen einzig in Australien, den USA und in Japan im positiven Bereich. Die langfristigen Realzinsen betragen in Australien noch immer mehr als 1% und erklären, weshalb der australische Dollar in diesem Jahr trotz Zinssenkungen der australischen Zentralbank (RBA) von je 25 Basispunkten im Mai und August zulegen konnte.

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    Auch die Realzinsdifferenzen zwischen den USA und Japan haben sich in diesem Jahr zu Gunsten des Yen entwickelt. Innerhalb eines Jahres hat sich die langfristige Realzinsdifferenz zwischen den USA und Japan von 1,75% auf knapp 0,5% verringert und zum stärkeren Yen beigetragen. Auch beim EUR-USD können die Realzinsdifferenzen den höheren Wechselkurs erklären.

    In einem anhaltenden Tiefzinsumfeld wird die Suche nach Rendite bei den Währungen das überragende Thema bleiben. Im G10-Währungsuniversum dürften die Währungen australischer Dollar, US-Dollar und japanischer Yen unterstützt bleiben. Die positiven Realzinsen in Japan werden der BoJ praktisch verunmöglichen, den positiven Trend des Yen nachhaltig zu kehren. Bei Währungen mit negativen Realzinsen, in welchen die Geldpolitik sogar noch weiter gelockert werden könnte, namentlich in der Eurozone und in der Schweiz, bleiben wir entsprechend vorsichtig. 




    Ursina Kubli
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    Nach ihrem Studium arbeitete Ursina Kubli ab 2004 in der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich im Bereich Industrieökonomie. Ab 2006 war sie bei der Zürcher Kantonalbank im Financial Engineering Immobilien als Analystin tätig. Ursina Kubli trat 2008 als Forex Analystin in die Bank J. Safra Sarasin ein.
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    Verfasst von Ursina Kubli
    Veränderte Währungstreiber Realzinsen wichtiger als der Risikoappetit an den Finanzmärkten Auf den ersten Blick scheint bei der Kombination der stärksten G10-Währungen etwas nicht zu stimmen. Normalerweise fungiert der japanische Yen als sicherer Hafen, während die Rohstoffwährungen hingegen sehr zyklische Währungen sind.

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