Zinserhöhungen der Fed
Wollen will sie, aber kann sie auch können? - Seite 2
Ohnehin, in unserer zusammengerückten Konjunkturwelt hängt alles mit allem zusammen. Schnell wird aus einer Mücke in einem Land ein weltweit alles zertrampelnder Elefant. Was ist, wenn Ölpreis und Industriemetalle wieder nachgeben und Rohstoffländern die kaufkräftige Luft ausgeht? Was ist, wenn die neue Wachstums-Sachlichkeit der Schwellenländer zu größeren Reibungsverlusten führt? Und was ist mit dem Einfluss geostrategischer Störpotenziale auf die Konsum- und Investitionslaune? Aus meiner Sicht hat das weltwirtschaftliche Deflationsgespenst immer noch nicht ausgespukt.
Muss man vor diesem wackeligen konjunkturellen Hintergrund jetzt ohne Not eine verunsichernde US-Leitzinserhöhungsdebatte führen? Wäre es nicht sinnvoller, zunächst einmal abzuwarten, wie sich die Realwirtschaft entwickelt? Das sind rhetorische Fragen!
Der fromme Wunsch der Fed nach geldpolitischer Normalisierung
Da gibt es aber noch einen weiteren Aspekt, der Frau Yellen unter den Nägeln brennt. Die US-Notenbank hat „Platz-Angst“. Seit 1981 sind die Anleiherenditen im Trend immer nur gefallen. Das erneute Bersten einer Anlageblase wie 2008 – diesmal an den Zinsmärkten – die die Fed durch ihre Geldpolitik selbst geschaffen hat, wäre der finale GAU für die Finanzmärkte.
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Daher überlegt man sich bei der Fed, wie man die Luft aus der Anleiheblase ruhig, ganz langsam entweichen lassen kann, um den Druck abzubauen. Doch auch schon leichte Zinserhöhungen können Anleihen beeindrucken. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel in guten und eben auch schlechten Zeiten. Im Extremfall kommt es zu einem Sommerschlussverkauf. Denn Vermögensverwalter und Kapitalsammelstellen sitzen bei Anleihen auf dicken und dicksten Buchgewinnen. Sie werden nicht zuschauen wie ihre Buchgewinne wie Eis in der Sonne dahin schmelzen, sondern sie vorbeugend abstoßen. Und dann heißt es, die Letzten beißen die Hunde. Alle wollen zeitgleich durch den Notausgang wie bei einem Feuer im Kino. Und der nachfolgende plötzliche Ausbruch auch von Kreditzinsen nach oben tut der weltkonjunkturellen Stimmung sicher nicht gut. Dieser Umkehrschub von zinslockerer Liquiditätshausse zu zinsrestriktiver -baisse wird nicht zuletzt die Aktienmärkte und damit die Konsumlaune heimsuchen.