Vorsicht vor Börsenweisheiten zum US-Wahljahr
Eingeläutet wurde die heiße Phase im Wahlkampf mit dem ersten TV-Duell der beiden US-Präsidentschaftsbewerber. Für die Börse scheint es dabei nur einen wünschenswerten Sieger zu geben: Hillary Clinton. Als Erleichterung deuten kann man nämlich die Reaktion der Börsen auf das Duell: Während sichere Häfen, wie Anleihen, Gold oder der Yen nachgaben, legten Risikoanlagen, wie Aktien danach zu.
Die Börsen hassen Unsicherheiten
Dass die erfahrene Politikerin Clinton berechenbarer erscheint, als der Politneuling Trump, ist nicht nur der Grund für die ersten Marktreaktionen. Dass auf einen Gewinn der amtsführenden Partei - im aktuellen Fall der Demokratischen Partei - ein positiver Aktienmarktverlauf folgte, war in der Vergangenheit oft. Nachgerechnet hat dies zumindest das MFS Investment Management aus Boston für alle Wahljahre im Zeitraum von 1900 bis 2012.
Insgesamt spielte es demnach keine Rolle, ob die Demokraten oder die Republikaner am Ruder waren. Wenn die amtsführende Partei auch den nächsten Präsidenten stellte, legte der Dow-Jones-Index im jeweiligen Wahljahr im Durchschnitt um 14,6 Prozent zu. Verlor die amtsführende Partei, gab es im Durchschnitt ein Minus von 4,4 Prozent.
Der Grund für dieses Phänomen dürfte sein, dass die Börsen Unsicherheiten verabscheuen. Und wenn das wichtigste politische Amt zumindest in der Hand der gleichen Partei bleibt, ist die Chance auf Kontinuität in der Politik einfach höher.
Die Parteizugehörigkeit des US-Präsidenten
Auch eine Studie des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim kommt zu dem Ergebnis, dass die Parteizugehörigkeit des US-Präsidenten nicht entscheidend für die Aktienmarktentwicklung ist. Dazu wurden die Ergebnisse sämtlicher US-Präsidentschaftswahlen seit dem 2. Weltkrieg und die Entwicklung des US-Aktienmarktes unter den verschiedenen Amtsinhabern analysiert. Und demnach sind Faktoren wie beispielsweise Finanzmarktschocks, Veränderungen bei Produktivität oder Rohstoffpreisen sowie das internationale Umfeld deutlich wichtiger als die Parteizugehörigkeit des US-Präsidenten.
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Zwar legte der S&P 500 unter Demokraten im Jahresdurchschnitt um 10,7 Prozent zu, während er unter Republikanern um lediglich 4,8 Prozent kletterte, doch lag dies nach der Analyse von Sal. Oppenheim eher an den großen Krisen, die eher zufällig in die Regierungszeit republikanischer Amtsinhaber fielen. Bereinigt man die Betrachtung um Krisen-Zeiträume, verringert sich der Vorsprung unter Demokraten auf nur noch rund einen Prozentpunkt.