US-Präsidentschaftswahl 2016 – Kreist der Berg oder gebärt er nur eine Maus? - Seite 2
Daher ist es ganz nach dem Geschmack der Finanzwelt, dass Frau Clinton Herrn Trump im ersten von drei Fernsehduellen zwar nicht k.o. geschlagen, aber einen klaren Punktesieg errungen hat. Sollte Frau Clinton tatsächlich zur US-Präsidentin gewählt werden, würden sich die Aktienmärkte sicherlich erfreut zeigen.
Könnte outlaw Trump doch noch zum präsidialen Staatsmann werden?
Donald Trump erinnert ein bisschen an Ronald Reagan. Ich denke zurück an seinen polarisierenden Wahlkampf 1980. Niemals zuvor hat ein Präsidentschaftskandidat der damaligen Sowjetunion so eiskalt lächelnd klar gemacht, dass sie den Kalten Krieg mit Pauken und Trompeten verlieren wird, sollte er jemals heiß werden. Ronald Reagan durchlief jedoch einen (geo-)politischen Läuterungsprozess. In seiner zweiten Amtszeit wurde er fast zum Pazifisten. Seine anti-sowjetischen Kampfparolen wandelten sich zu Friedenstauben ähnlichem Gesäusel. Er hatte erkannt, dass eine knallharte Konfrontation zum militärischen Super-GAU hätte führen können.
Sicher, bei einem Wahlsieg Trumps, der nicht ausgeschlossen ist, muss man für das Aktienjahr 2016 hüben wie drüben nicht mehr sonderlich viel erwarten. Bis zu seiner Amtseinführung würden sich die Börsen sehr verunsichert mit seiner im Wahlkampf skizzierten „revolutionären“ Außen- und Wirtschaftspolitik beschäftigen.
Selbst ein Trump könnte aber im Präsidentenamt kein Saulus bleiben, er müsste sich zum Paulus transformieren. Vieles, was von ihm im Präsidentschaftswahlkampf heiß gekocht wurde, würde in seiner Amtszeit bei weitem nicht so heißt serviert. Trump geht es vor allem darum, mit viel verbalem Schmackes und Auffälligkeiten gewählt zu werden.
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Einen wirklich knallharten Wirtschaftsprotektionismus gegen China oder Deutschland wird es mit einem Präsidenten Trump nicht geben. Wenn Amerika die Schotten dicht macht, werden die anderen Länder sie nicht für Amerika aufmachen. Überhaupt, die USA haben längst die Umsatzfreuden einer globalen Welt entdeckt. So strahlen z.B. auch international die Zähne blütenweiß durch die Zahnpasta mit dem „C“ im Namen. Und die ultramächtigen US-Markenkonzerne würden der Trump-Administration über Flächenbombardements an Lobby-Arbeit schnell die außenhandelspolitischen Flötentöne beibringen, würden ihre Absatzmärkte auch nur im Entferntesten geschwächt.