Wette auf Kursverluste
Mitten im Umbauprozess: Spekulationsattacke auf die Commerzbank
Nach der Deutschen Bank steht nun auch die Commerzbank im Fadenkreuz eines shortfreudigen Hedgefonds. Das kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, befindet sich das Geldhaus doch mitten in einer kostspieligen Umstrukturierungsphase.
Der Angreifer ist kein Unbekannter. Erst vor drei Jahren hatte der britische Hedgefonds Marshall Wace die Commerzbank unter Beschuss genommen und auf fallende Aktienkurse gewettet. Jetzt setzt er erneut an. Laut Informationen vom "Handelsblatt" habe der Fonds seine Shortpositionen auf 0,63 Prozent der Aktien des Instituts ausgeweitet, bei "Börse Online" ist sogar von einer weiteren Aufstockung auf 0,72 Prozent die Rede.
Für das Bankhaus wird es keine leichte Aufgabe, dem Widersacher ein Schnippchen zu schlagen. In der Bilanz sind schon jetzt Verluste aufrund von Umbauarbeiten vorprogrammiert. So werde der geplante Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung bis 2020 ein Minus von schätzungsweise einer Milliarde Euro mit sich bringen. Und auch die angekündigte Streichung von rund 9.600 Arbeitsplätzen kostet zunächst erst einmal Geld, das für die Einrichtung der erforderlichen IT-Systeme zur Prozessautomatisierung in die Hand genommen werden muss. Der seit über eineinhalb Jahren anhaltende Kursrutsch, mit dem sich der Unternehmenswert mehr als halbiert hat, trübt die Aussichten weiter.
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Immerhin sind die Wölfe bei Marshall Wace in Bezug auf die Commerzbank nicht ganz so wetthungrig, wie es bei der Deutschen Bank der Fall ist. Dort haben sie Leerverkäufe in Höhe von aktuell 0,88 Prozent des Kapitals getätigt. Für Deutsche-Bank-Chef John Cryan sind sie deswegen auch mitschuldig am massiven Kursturz des Kreditinstituts, denn durch die Spekulationen hätten sie Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit gesät. Dass die Deutsche Bank selbst zu den größten Playern im Hedgefonds-Geschäft gehört, hatte Cryan dabei nicht erwähnt.