Zu früh gefreut?
Umstrukturierung im Entwicklerteam: Das iCar bleibt wohl vorerst Fiktion
Apple-Fanatiker auf der ganzen Welt müssen jetzt sehr stark sein. Es sieht nämlich danach aus, dass der Elektronikkonzern seine iCar-Pläne vorerst auf Eis gelegt hat. So gab es hunderte Stellenstreichungen, zudem wolle sich die Firma angeblich wieder verstärkt auf das autonome Fahren konzentrieren.
Was 2015 als Gerücht begann, sollte schon 2019 vom Fließband gehen. Das iCar, ein Elektroauto aus dem Hause Apple, welches seinen Fahrer am Fingerabdruck erkennt und ihn ganz autonom zum gewünschten Ziel bringt. Man versprach sich viel von dem Projekt "Titan", welches die gesamte Autoindustrie einmal mehr aus den Angeln heben sollte. „Das Auto ist das ultimative Mobil-Gerät, nicht wahr?“, hatte Top-Manager Jeff Williams bei einem Bühnenauftritt gesagt. Die Consulting-Agentur McKinsey bezifferte den Gesamtwert des Projekts auf 6,7 Milliarden Dollar bis 2030.
Mit den neuesten Insiderinformationen von "Bloomberg" steht jedoch zu befürchten, dass Apple in dieser Angelegenheit etwas zu sehr nach den Sternen gegriffen hat. Demnach habe der Smartphone-Hersteller seine Ambitionen in Sachen Autobau drastisch zurückgefahren und hunderte Mitarbeiter aus dem Entwicklerteam entweder versetzt oder ganz entlassen. Einige hätten auch freiwillig gekündigt. Darüber hinaus würden sich die verantwortlichen Führungskräfte nunmehr wieder verstärkt der Frage nach dem autonomen Fahren zuwenden, womit Apple später immer noch die Möglichkeit hätte, mit bestehenden Autobauern zu kooperieren - oder eben selbst welche zu bauen.
Erste Anzeichen für diese Kehrtwende gab es der "Frankfurter Allgemeinen" zufolge bereits vor wenigen Wochen, als Spekulationen über Apples Interesse am Kauf des britischen Sportwagenherstellers McLaren laut wurden. So habe der Elektronikkonzern McLaren auf eine eventuelle Transaktion angesprochen und erklärt, dass er sich eine "vollständige Übernahme" oder aber auch eine "strategische Investition" vorstellen könne. Für Beobachter war dies ein Hinweis darauf, dass Apple womöglich doch auf den Bau eigener Autos verzichten könnte.
Angesichts zahlreicher Rückschläge beim Bau des iCar wäre das auch kaum verwunderlich. Neben monatelangen Auseinandersetzungen in der Führungsetage, Zuliefererproblemen in den kalifornischen Produktionsstätten und einer hohen Mitarbeiterfluktuation hatte Apple auch Probleme geeignete Partner im Ausland zu finden. So berichtete wallstreet:online im April dieses Jahres über den Annäherungsversuch des Tech-Riesen an die deutschen Autobauer BMW und Daimler, der jedoch scheiterte. Auch habe er mit dem kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna über einen Kauf von dessen Batteriesparte verhandelt. Der Zulieferer verkaufte die Sparte tatsächlich. Den Zuschlag erhielt allerdings nicht Apple, sondern der koreanische Elektronikkonzern Samsung.
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