Mittelfristiges vs. kurzfristiges Potential des DAX - Seite 2
Gewinnwachstum der Unternehmen
Wenn aber die Wirtschaft langsamer wächst und somit womöglich auch der Gewinnanstieg der Unternehmen nachlässt, dann haben auch die Aktienkurse weniger Potential. Steigen sie stärker als die Gewinne der Unternehmen, führt dies zu einer Höherbewertung. Die Kurse sind aber gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bereits leicht höher bewertet als im langjährigen Durchschnitt.
Dazu beigetragen hat auch die Trump-Rally. Seit der Wahl am 8. November 2016 hat der DAX vom Tief bei unter 10.200 Punkten bis auf aktuell über 11.800 um 1.600 Zähler bzw. mehr als 15 Prozent zugelegt:
(Gestern hat der DAX exakt die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten und damit das Kursziel aus der Target-Trend-Methode erreicht. Idealtypisch ist er nun zunächst in eine Konsolidierung übergegangen.)
Im Vergleich dazu sieht der Konsens der Analysten einen Gewinnzuwachs bei den DAX-Unternehmen von 9,3 Prozent in diesem Jahr. Für 2018 wird eine Steigerung um 8,5 Prozent erwartet. Auf dieser Basis wäre der DAX mit einem 2017er-KGV von 14 aktuell noch nicht zu teuer. Und auf Basis der 2018er-Gewinnschätzungen sinkt die Bewertung sogar auf 13. Doch mit jedem weiteren Kursanstieg steigt die KGV-Bewertung.
Kurspotential des DAX
Seit Jahresanfang hat der DAX bislang um 3,3 Prozent zugelegt. Hält man den erwarteten Gewinnanstieg der Unternehmen von 9,3 Prozent dagegen, hätte der DAX theoretisch noch Potential. Allerdings nur, wenn man sich an Jahreszahlen hält und in 12-Monats-Zeiträumen denkt. Dann könnte der DAX in diesem Jahr noch um 6 Prozent zulegen und würde auf einem Niveau von fast 12.600 Punkten landen. Das würde zu der optimistischen Prognose aus der ersten Börse-Intern des aktuellen Jahres vom 10.01.2017 passen:
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Doch wie es die schwarzen Pfeile bereits andeuten, wird der DAX nun nicht bis zum Jahresende wie an der Leine gezogen auf 12.600 Punkte kontinuierlich ansteigen. Stattdessen ist zu erwarten, dass die Kurse wie gewohnt stärker um ihr längerfristiges Potential (grüner Pfeil im folgenden Chart) pendeln:
Im kurzfristigen Bereich könnte das dann für das Jahr 2017 exemplarisch so aussehen:
In diesem Verlauf ist nicht nur ein Elliott-Wellen-Szenario, sondern auch das saisonale Muster berücksichtig. Demnach sollten Sie sich in den kommenden Wochen auf eine scharfe Gegenbewegung einstellen. Dazu passt auch eine Reuters-Studie, wonach in dem Monat nach der Amtseinführung eines neuen US-Präsidenten der S&P 500 in den vergangenen 88 Jahren im Schnitt 2,7 Prozent verloren hat.
Fazit
In den Börse-Intern-Ausgaben dieses Jahres habe ich bislang anhand verschiedenster Faktoren darauf hingewiesen, dass der DAX mittelfristig noch (Rest-)Potential hat. Doch auf kurzfristige Sicht werde ich nach den jüngsten Kursgewinnen inzwischen immer vorsichtiger.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)