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     988  0 Kommentare Benzin-Ebbe im ölreichsten Land der Welt

    CARACAS (dpa-AFX) - Im Land mit den größten Ölreserven der Welt, Venezuela, wird Benzin zur Mangelware. Seit Tagen gibt es lange Autoschlangen vor den noch offenen Tankstellen des südamerikanischen Landes, an geschlossenen Tankstellen hingen Pappschilder: "Wir haben kein Benzin mehr, Kameraden." Der Vizechef des staatlichen Ölkonzerns PDVSA, Ysmel Serrano, begründete den Engpass mit Verzögerungen bei den Schiffstransporten mit Treibstoff. Venezuela hat zwar gewaltige Ölreserven, aber zu wenige funktionstüchtige Raffinerien, weshalb große Mengen Benzin importiert werden müssen. Durch die höchste Inflation der Welt wird es immer schwieriger, die Importe zu zahlen.

    Daher kann auch hierhin ein Grund liegen, die sozialistische Regierung hielt sich bedeckt. PDVSA kündigte an, eigene Kapazitäten hochzufahren. Während in Venezuela das Benzin knapp wird, blüht aber der Schmuggel über die Grenze, gerade in der Grenzregion an der kolumbianischen Karibikküste sind viele Tankstellen geschlossen, weil Schmuggler an den Straßen das Benzin um ein vielfaches günstiger verkaufen. In Venezuela gibt es die niedrigsten Spritpreise der Welt.

    An einigen Tankstellen in Venezuela mussten am Wochenende nach einem Bericht des Portals "El Nacional" Wucherpreise von bis zu 5000 Bolívares für eine Tankfüllung gezahlt werden. Das sind umgerechnet zwar nur rund 1,50 Euro, aber mehr als das Doppelte des üblichen Preises - und wegen der starken Geldentwertung für Autofahrer viel Geld. Der Mindestlohn liegt zum Vergleich bei etwa 40 000 Bolívares.

    Von 290 Tankstellen im Großraum Caracas hatten am Wochenende rund 90 kein Benzin mehr, in fast allen Bundesstaaten gab es große Engpässe. Der Verbrauch im Land wird auf rund 500 000 Barrel am Tag geschätzt, die Regierung zahlte 2015 fast zehn Milliarden Dollar für die Einfuhr und Subventionierung von Benzin. Präsident Nicolás Maduro ließ 2016 die Preise anheben, heute kostet eine Tankfüllung je nach Wechselkurs und Tankgröße rund 50 Euro-Cent. Wegen der Inflation wurde es für die Regierung zuletzt auch immer schwerer, Lebensmittel und Medikamente einzuführen - denn die müssen in Dollars oder Euro bezahlt werden.

    Der Bolívar verliert dramatisch an Wert, vor etwa einem Jahr lag der Schwarzmarktkurs bei einem Dollar zu 1200 Bolívares, nun müssen schon rund 3000 Bolívares für einen Dollar gezahlt werden. Maduro bat nun sogar die Vereinten Nationen um Hilfe für eine bessere Versorgung mit Medikamenten. Er bezichtigt das Ausland, einen ökonomischen Krieg gegen sein Land zu führen, zudem sei der niedrige Ölpreis Schuld, der die Einnahmen stark sinken ließ. Nach 18 Jahren sozialistischer Regierung leidet das Land unter einer schlimmen Versorgungskrise, die Kindersterblichkeit ist mit Abstand die höchste in der Region./ir/nr/DP/he




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