Le Pen oder Mélenchon – droht Frankreich der Wahl-Crash?
Die Franzosen wählen im ersten Wahlgang mit dem Herz und im zweiten Wahlgang mit dem Verstand. Diese alte Weisheit wird wohl auch in diesem Jahr wieder zum tragen kommen. Spannend wird jedoch nicht nur, ob Le Pen in die Stichwahl einzieht, was recht wahrscheinlich ist, oder gar die Stimmenmehrheit holt, sondern wie sich das “Dark Horse” der Linken schlägt. Auf die Wahl in der Türkei reagierten die Märkte sehr gelassen. Mit deutlich kräftigeren Bewegungen ist zu Beginn der kommenden Woche zu rechnen, wenn die Ergebnisse der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl auf dem Tisch liegen. Unser Favorit für die nächsten Tage ist ein Turbo-Bull auf den französischen CAC40 – DL5XW8.
Für zusätzliche Verunsicherung sorgt auch der jüngste Anschlag in Paris. Angesichts der Ungenauigkeiten von Umfragen kann derzeit kein Szenario ausgeschlossen werden. Im ungünstigen Fall droht ein Duell zwischen den beiden Extremkandidaten Le Pen und Mélenchon. Der Linke lief in der medialen Wahrnehmung in Deutschland etwas unter dem Radar, ähnlich wie Bernie Sanders 2016 in den USA. Der Vorsitzende der Parti de Gauche mobilisiert über das Internet und hat bei den jungen Wählern großen Zuspruch. Er fordert Abrüstung und einen Austritt aus der NATO.
Anti-EU oder Anti-Europa?
Der 65-Jährige wurde zuletzt häufig als Anti-Europäer bezeichnet und wird dementsprechend als Gefahr für die Märkte gesehen. Hier bedarf es einer Differenzierung. Mélenchon wendet sich gegen das institutionalisierte Europa, also die EU. Er fordert Reformen und und Referendum über die EU. Im Kommentar des britischen Guardian könnte Mélenchon somit auch zum Retter Europas werden – wir haben den Beitrag auf Facebook verlinkt.
Rund 45 Millionen Franzosen dürfen am Sonntag zur Wahlurne gehen, wegen den Schulferien könnte die Wahlbeteiligung aber gering ausfallen. Die letzten Wahllokale schließen um 20 Uhr. Kurze Zeit später dürften die ersten Prognosen zeigen, welche beiden Kandidaten es in die Stichwahl am 7. Mai geschafft haben.
Optimismus in Frankreich
An den Aktien- und Devisenmärkten zeigten sich Investoren zuletzt wenig besorgt. Während der Euro gegen den Dollar sogar zulegte, erholte sich der französische Leitindex CAC 40 ausgehend vom Wochentief am Dienstag um rund zwei Prozent. Auch an den Anleihemärkten scheinen Investoren darauf zu wetten, dass es bei der Wahl keine unliebsamen Überraschungen geben wird. Deutliche Gewinnmitnahmen bei den als sicher geltenden Bundesanleihen und eine Outperformance der französischen Papiere zeugen von Optimismus. Der Zinsabstand zwischen den richtungsweisenden zehnjährigen französischen und deutschen Anleihen fiel in den vergangenen Tagen von 75 auf 68 Basispunkte.
Einige Beiträge der Woche im Rückblick:
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