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    Folker Hellmeyer  2382  0 Kommentare Risikoaversion geht zurück – IFO reüssiert

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0866 (07.24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0832 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.0819. 
     
    In Folge der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl, die mit dem Wahlsieger Macron zunächst einmal Entspannung lieferte,  sank die Risikoaversion an den Finanzmärkten, allen voran denen Europas, deutlich. Äußerst freundlich gestimmte Aktienmärkte mit neuen historischen Höchstmarken im DAX waren unter anderem die Folge.  
     
    Dagegen war die Veränderung in der Bewertung des Euros gegenüber dem USD äußerst überschaubar. Diese Kursentwicklung nehmen wir natürlich als vollständig marktkonforme Diskontierung auf (  ). 
     
    Die Einlassungen des Chefvolkswirts des IWF Maurice Obstfeld, der der EZB gestern nahelegte, weiter an der laxen Geldpolitik festzuhalten, nehmen wir hier zur Kenntnis.  Seine Einlassungen unterstellen, dass das Wachstum der Eurozone maßgeblich durch die Zinspolitik induziert ist. Das ist grotesk. Der IWF hat den Reformkatalog der ehemaligen Problemländer als Katalysator des Wachstums und die Tatsache, dass der Aufschwung in der Eurozone maßgeblich von wiederkehrenden Einkommen und nicht Kredit bestimmt ist, offensichtlich nicht wahrgenommen.  Wir sind ob dieser intellektuellen Schwäche irritiert. 

    Die von uns sehr geschätzte Bundesbank lieferte gestern Einschätzungen zur deutschen Konjunkturlage ab. Positiv fiel die Bewertung auf kurze Sicht aus.   Aus Sicht der Bundesbank gewinnt der deutsche Konjunkturaufschwung auf breiter Basis an Fahrt. Sentimentindikatoren als auch harte Daten würden diesen Weg weisen. Wir stimmen der Bundesbank voll und ganz zu. Der Konsum liefere weiter Schub dank einer positiven Arbeitsmarktentwicklung, die Industriekonjunktur sei anhaltend lebhaft, die Exportaussichten blieben günstig, heißt es aus Frankfurt. An dieser Stelle kann man keinen Dissens aufmachen. Die Bundesbank warnt jedoch auch vor mittel- und langfristigen Risiken wegen des demographischen Wandels. Das trendmäßige Wachstum würde sich in der Phase 2021 – 2015 auf voraussichtlich 0,75% von derzeit 1,25% (2011 – 2016) abschwächen. Diese Warnung ist sachlich und korrekt. 
     
    Die Veröffentlichung des IFO- Indexes lieferte Wasser auf die Mühlen der kurzfristigen Betrachtung der Deutschen Bundesbank.

    Der Geschäftsklimaindex legte per Berichtsmonat April unerwartet stark von zuvor 112,4 (revidiert von 112,3) auf 112,9 Punkte zu. Die Prognose war bei 112,5 Zählern angesiedelt. Damit markierte dieser Index die höchsten Niveaus seit 2011/2007! 

    © Reuters 

    Der IFO-Lageindex verzeichnete einen Anstieg von 119,5 (revidiert von 119,3) auf 121,1 Punkte. Das aktuelle Indexniveau wurde nur einmal 2011 in der bis 1991 dargestellten Historie geringfügig überboten. 

    © Reuters 

    Der Erwartungsindex verzeichnete dagegen einen Rückgang von 105,7 auf 105,2 Punkte. Die Prognose lag bei 106,0 Zählern. Wir führen diesen Rückgang auf das Eventrisiko der Frankreichwahl zurück.  Der Erwartungsindex hinkt dem Geschäftsklimaindex und Lageindex hinterher. Bezüglich des Potpourris an politischen Risiken, die uns in den letzten 12 Monaten begleiteten, ist diese Entwicklung sachlich nachvollziehbar. Mit dem voraussichtlichen Wegfall dieser Risiken bietet sich absehbar ein erhöhtes Aufwärtspotential nach vorne schauend. 

    © Reuters 

    Der Chicago Fed National Activity Index, der ein Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft ist, sank per Berichtsmonat März von zuvor 0,27 (revidiert von 0,34) auf 0,08 Punkte. Dieses Indexniveau beschreibt einen unterproportionalen Wachstumspfad. 

    Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank per April unwesentlich von 16,9 auf 16,8 Punkte. Der Anstieg der Energiepreise hat sich auf das Ölförderland Texas in den letzten 12 Monaten grundsätzlich positiv ausgewirkt. 

    © Reuters 

    Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0550-1.0570 dreht den Bias zu Gunsten des USD. 

    Viel Erfolg!





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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

    *Werbelink

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Folker Hellmeyer Risikoaversion geht zurück – IFO reüssiert Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0866 (07.24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0832 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.05. In der Folge notiert EUR-JPY …