Forschungschef von Sanofi Deutschland fordert Geldanreize für Antibiotika
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Angesichts der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen weltweit wird in der Politik der Ruf nach einer neuen Offensive gegen Keime laut. Der Forschungschef von Sanofi Deutschland, Jochen Maas, sprach sich in diesem Zusammenhang für mehr finanzielle Anreize für die Entwicklung neuer Antibiotika aus. Es müsse eine direkte Förderung etwa durch europäische Initiativen und nationale Regierungen geben, sagte Maas dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Dies sei zum Teil auch schon geplant.
Aktuell seien die kommerziellen Anreize für die Pharmabranche extrem gering, neue Antibiotika zu entwickeln, berichtete das Blatt. Denn die Pharmafirmen stünden vor dem Dilemma, dass die Ausfallraten in der Forschung bei Antibiotika ähnlich hoch sei wie bei anderen Medikamenten, das Marktpotenzial im Vergleich zu Arzneien gegen chronische Krankheiten wie Krebs aber bescheiden bleibe.
Der Sanofi-Deutschland-Forschungschef begrüßte daher die von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ins Spiel gebrachte Erfolgsprämie von einer Milliarde US-Dollar. Allerdings würde dieser Betrag nur für ein einziges Antibiotikum reichen, denn die Entwicklung eines Mittels koste mehr als eine Milliarde Euro. "Wir brauchen aber viel mehr neue Antibiotika."
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Für die Refinanzierung der Investitionskosten seien einerseits neue Preisgestaltungsmodelle mit Anreizen wie etwa längeren Patentlaufzeiten oder öffentlichen Zuschüssen denkbar - aber auch höhere Preise: "Wenn ein Reserveantibiotikum in Deutschland nur hundert Mal im Jahr in ansonsten aussichtslosen Fällen eingesetzt wird und das Leben dieser Menschen rettet, dann muss eine solche - alternativlose - Behandlung auch einmal eine Größenordnung von 50 000 Euro kosten dürfen", so Maas./tav/jha/stb