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     1383  0 Kommentare Rettungsplan gescheitert – Dummheit oder Kalkül?

    Der Plan zur Rettung des US-amerikanischen Finanzsektor ist gestern im US-Repräsentantenhaus spektakulär gescheitert.

    Einige Dinge daran sind äußerst merkwürdig: Zunächst muss man festhalten, dass kein Abgeordneter, der auch nur einigermaßen bei Verstand ist, so unwissend sein kann, dass ihm nicht vollkommen klar sein muss, welche Folgen eine Absage an den Rettungsplan in der gegenwärtigen Lage haben wird. Es war vorherzusehen, dass der Dow Jones tief in den Keller rauschen würde – der größte Kurssturz aller Zeiten ist es geworden. Doch das ist noch das Harmloseste: Ein Flächenbrand, der das gesamte weltweite Finanzsystem erfasst, ist jetzt sehr wahrscheinlich geworden.

    Es soll bitte niemand glauben, dass die Herrschaften Politiker nicht ganz genau wussten, was sie da anrichten. Da so dumm nicht einmal der einfältigste Politiker sein kann, stellt sich unmittelbar die Frage, wem das Ganze nützt...

    Es fällt auf, dass es vor allem die Republikaner waren, die dem Plan ihre Zustimmung verweigert haben. Das verwundert aus zwei Gründen: Unmittelbar vor den Wahlen hätte man annehmen können, dass gerade die traditionell der Wallstreet verbundenen Republikaner Wert darauf gelegt hätten, dass die Finanzwirtschaft rechtzeitig wieder auf die Beine kommt.

    Doch offensichtlich ist es den Republikanern vier Wochen vor den Wahlen lieber, wenn die Karre so richtig im Dreck festsitzt.

    Das ist insofern interessant, als es sich auch bis ins Bush-Lager herumgesprochen haben dürfte, dass die Menschen die regierende Partei vor allem dann wählen, wenn die Börsenkurse vor den Wahlen steigen. Tun sie es nicht, so wie jetzt, dann steigen die Chancen der Gegenseite, in diesem Fall die Chancen von Barack Obama.

    Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Siegchancen von John McCain nach dem jüngsten Börsencrash gegen Null gehen. Die Vermutung liegt nahe, dass dies angesichts der Probleme sogar gewollt ist: Die Schwierigkeiten, die sich vor dem Weißen Haus auftürmen sind von nie da gewesener Dimension. Der nächste Präsident, gleichgültig ob Demokrat oder Republikaner, wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit daran scheitern.

    Womöglich ist genau dies das Ziel der Republikaner: So wie die Dinge jetzt liegen, werden die USA und damit die Weltwirtschaft in die schwerste Krise seit den 1930er Jahren stürzen. Man lässt Barack Obama daher jetzt galant den Vortritt, wohl wissend, dass er mit Pauken und Trompeten untergehen wird – und bereitet intern schon den nächsten republikanischen Kandidaten vor, der sich dem Wahlvolk in vier Jahren als der große Retter und Heilsbringer präsentieren wird. Das könnte dann ein sehr viel radikalerer Mann sein als der erste schwarze US-Präsident, den wir demnächst im Weißen Haus sehen werden...



    Andreas Hoose
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    Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter http://www.antizyklischer-börsenbrief.de und http://www.antizyklischer-aktienclub.de.
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    Verfasst von 2Andreas Hoose
    Rettungsplan gescheitert – Dummheit oder Kalkül? Der Plan zur Rettung des US-amerikanischen Finanzsektor ist gestern im US-Repräsentantenhaus spektakulär gescheitert. Einige Dinge daran sind äußerst merkwürdig: Zunächst muss man festhalten, dass kein Abgeordneter, der auch nur …