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    Schiffsfonds Commerzbank

    Die Commerzbank-Aktie machte am 16. Dezember 2013 einen interessanten Kurssprung. Um mehr als 4 Prozent gewann der Titel an diesem Tag an Wert, in den Tagen und Wochen danach kam es zu weiteren deutlichen Wertzuwächsen der DAX-Aktie. Der Grund, zumindest für den Kursanstieg am erwähnten 16. Dezember, war der Verkauf eines notleidenden Kreditportfolios mit einem Volumen von 280 Millionen Euro an den Finanzinvestor Oaktree. Die notleidenden Kredite entstammen einem Geschäftsfeld der Bank, in dem sie als eines der führenden Institute Deutschlands gilt: Der Schiffsfinanzierung. Oder besser gesagt: Galt, denn die Commerzbank will sich aus dieser enorm risikoreichen Sparte zurückziehen. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 befindet sich die weltweite Seetransportbranche in einer Krise, die in der Bilanz der Bank tiefe Spuren hinterlassen hat. Milliardenschwer ist die Summe an Problemkrediten, die das Frankfurter Kreditinstitut vor sich herschiebt – da war der erwähnte Verkauf des Portfolios an Oaktree nur ein kleiner Teil des Gesamtvolumens. Mittlerweile allerdings können die Commerzbank-Aktionäre aufatmen. Milliardenschwere staatliche Hilfen haben die Bank durch die Krise gebracht. Anfang 2014 ist der Staat immer noch mit rund 17 Prozent an der Bank beteiligt, die Aktien hält der Bankenrettungsfonds SoFFin. Über einen Verkauf wird spekuliert, es ist absehbar, dass die Bank den Anteilseigner Staat wieder los wird. Man schaut bereits in eine bessere Zukunft, trotz der immer noch vorhandenen Probleme in der Schiffsfinanzierungssparte, die nach und nach abgewickelt wird.


    Anleger investierten vor der Krise Milliarden in Schiffsbeteiligungen


    So viel Glück haben andere Kunden des Schiffsgeschäftes der Commerzbank nicht. Die Bank hat nicht nur im großen Stil Kredite für den Bau von Schiffen gegeben, sondern auch reichlich Schiffsfonds vertrieben. Anleger konnten sich über diese Fonds als Kommanditisten an Gesellschaften beteiligen, die solche Schiffe bauen oder erwerben und anschließend betreiben – eine klassische unternehmerische Beteiligung. Das Geld, was über solche Fonds eingeworben wird, ist in vielen Fällen das Eigenkapital, das für den Kauf oder Bau der Schiffe benötigt wird, das Fremdkapital steuern Banken bei, unter anderem die Commerzbank. Mit dem Ausbruch der jahrelangen Wirtschaftsflaute als Folge der 2007 startenden Finanzmarktkrise brachen auch die Geschäfte der Seelogistiker weg. Plötzlich waren die exzellenten Wachstumsaussichten des globalen Welthandels zusammen geschrumpft. Die Güterströme zwischen den Hot Spots in Asien, Europa und den USA entwickelten sich deutlich schlechter als noch vor 2007 prognostiziert. Horrende Überkapazitäten belasteten den Markt und die erzielbaren Preise für Seetransporte. Vielen Schiffen brach in den vergangenen Jahren die Geschäftsbasis weg, hunderte Insolvenzen von Schiffsgesellschaften waren die Folge. Anfang 2014 hat sich die Lage mitnichten gebessert, eine weitere Pleitewelle wird befürchtet. Unter den Insolvenzen sind auch reihenweise Gesellschaften, die über Schiffsfonds Geld eingesammelt haben. Deutschland gilt als einer der wichtigsten Märkte weltweit für solche Schiffsbeteiligungen. Milliardensummen wurden eingesammelt und Fondsanteile platziert, meist mit Versprechungen, die sich im Nachhinein als nicht haltbar erweisen. Zu hohe Renditeversprechungen sind da noch das kleinere Problem, denn durch die Pleitewelle müssen viele Anleger um ihr investiertes Geld bangen.


    Krisenfolge: Schiffsfonds gehen reihenweise pleite


    Nicht immer muss die Schifffahrtskrise aber gleich zu einer Insolvenz führen. Doch Fondsanleger bleiben auf einem Schaden sitzen. Die beiden Commerzbank-Fonds CFB-Fonds 122 und 123, mit denen die Erzfrachter „Saar N“ und „Saar Mosel N“ finanziert wurden, sind solche Beispiele. Beide wurden mittlerweile aufgelöst, ihre Performance ist deutlich hinter dem zurück geblieben, was bei der Platzierung der Fonds in Aussicht gestellt wurde. Hier kamen die Anteilseigner der beiden CBS-Fonds noch einmal mit einem blauen Auge davon. Oft kommen Investoren aber nicht so gut weg, auch nicht bei Fonds, welche unter anderem über die Commerzbank und andere Banken vertrieben wurden – zwei Beispiele sind die insolventen Fonds KGAL Sea Class 9 und 10. Wenn die Einnahmen der Schiffe nicht mehr reichen, um Betriebskosten, Kredite, Zinsen und ähnliche Ausgaben zu begleichen, droht den Fonds die Insolvenz. Zunehmend risikoavers agierende Kreditgeber drehen den Geldhahn zu, die Schiffe werden zu Schleuderpreisen verkauft oder enden an einem der zahlreichen Schiffsfriedhöfe in Asien, wo sie von Arbeitern bei billigsten Löhnen auseinander genommen werden. Mehr als der Schrottwert in Form des Schiffsstahls bleibt da nicht übrig und der reicht in der Regel kaum aus, um die Kredite für das Schiff zu tilgen. Der Totalverlust der investierten Gelder ist für Anleger in solch einer Situation die naheliegende Folge. Mehr noch, es kann zu Rückforderungen bereits getätigter Ausschüttungen durch die Fondsgesellschaft kommen.


    Ungeeignete Finanzprodukte empfohlen


    Der prekären aktuellen Situation am Schiffsmarkt entgegen steht das, was von vielen Banken im Rahmen der Beratungsgespräche den Kunden gesagt wurde. Urteile wie das des Landgerichts Itzehoe gegen die Commerzbank im Fall des Conti Beteiligungsfonds X Vario zeigen, dass solche Fonds zum Beispiel an Kunden verkauft wurden, die Altersvorsorge betreiben wollten. Denkbar ungeeignet fand dies das Gericht, stellte eine pflichtwidrige Falschberatung fest und verurteilte die Bank dazu, den Schaden nebst Zinsen und Anwaltskosten zu ersetzen. Das Fondsgeschäft mit dem Kunden wurde rückabgewickelt. Tatsächlich sind Schiffsfonds aufgrund der Risiken, die bis hin zu einem Totalverlust gehen, für die Altersvorsorge gänzlich ungeeignet. Beratungsfehler wie den, den das Landgericht Itzehoe zu verhandeln hatte, gibt es viele, wie die Urteile der Gerichte zeigen. Für geschädigte Kunden der Banken geben solche Fehler des Beraters, der ungeeignete Produkte empfohlen hatte, immer wieder die Grundlage für Schadenersatzansprüche. Ebenso sind gegenüber dem Kunden verschwiegene Provisionszahlungen des Fondsinitiators an die Bank ein möglicher Grund, sich über den Rechtsweg einen erlittenen Schaden ersetzen zu lassen. Ob tatsächlich ein Schadenersatzanspruch besteht, hängt in der Rechtsprechung aber von einem Einzelfallentscheid ab. Hier spielen unter anderem die Erfahrung des Anlegers und Verjährungsfristen entscheidende Rollen. Ob Ansprüche existieren, sollten Investoren, die Geld verloren haben, daher von einem versierten Rechtsanwalt prüfen lassen und diese nicht auf eigene Faust gegenüber der Bank geltend machen.