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Leoni setzt nach Rekordjahr auf Wachstum in Schwellenländern
NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni setzt nach dem Rekordjahr 2011 auf weiteres Wachstum in den Schwellenländern und will künftig mehr Geld für Investitionen ausgeben. Bis 2016 sollen die Erlöse weltweit auf 5 Milliarden Euro steigen, sagte Konzernchef Klaus Probst am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Nürnberg. 'Da die Schwellenländer für Leoni stetig an Bedeutung gewinnen, werden die BRIC-Staaten voraussichtlich 1 Milliarde Euro dazu beitragen.' Damit steige ihr Anteil am Umsatz von derzeit 11 auf 20 Prozent.
Für dieses Jahr haben sich die Nürnberger je nach konjunktureller Entwicklung einen Anstieg der Erlöse auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro vorgenommen. Das obere Ende der Spanne sei bei stabilen Märkten und einem wenig schwankenden Kupferpreis erreichbar. In den ersten beiden Monaten des Jahre sei das Geschäft wie geplant verlaufen, sagte Probst. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll 2012 zwischen 230 Millionen und 280 Millionen Euro herauskommen. Die Profitabilität soll bei gutem Verlauf auf die Zielmarge von 7 Prozent wachsen. 2011 lag die EBIT-Marge bei 6,4 Prozent. Neben der zunehmenden Bedeutung der BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China sowie Korea sieht Leoni Wachstumschancen in der Ausweitung des Systemgeschäfts über das reine Produkt hinaus. Im europäischen Geschäft setzt Konzernchef Probst zudem auf höherwertige Produkte, um sich von den Wettbewerbern abzuheben.
An der Börse verloren die Papiere der Nürnberger zusammen mit dem gesamten Autosektor. Grund war die geringere Wachstumserwartung des chinesischen Verbandes der Autobauer. Das China-Geschäft macht Leoni vor allem mit den angestammten Kunden und kaum mit lokalen Herstellern. Zu den Abnehmern von Leoni gehören unter anderem Audi, BMW, Daimler, Porsche, Volkswagen, Opel und der Mutterkonzern General Motors sowie PSA Peugeot Citroen. Den Kunden mit einem hohen Exportanteil in außereuropäische Regionen - vornehmlich den deutschen Premiumherstellern - ginge es aktuell gut, sagte der für das Bordnetzgeschäft zuständige Vorstand Uwe Lamann. Stark auf Westeuropa fokussierte Hersteller wie PSA täten sich dagegen eher schwer.
Im vergangenen Jahr hatte die im Mdax notierte Gesellschaft bei Erlösen von 3,7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBIT) von 237 Millionen Euro erzielt. Unterm Strich verblieben 156 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen eine um 80 Cent höhere Dividende von 1,50 Euro je Anteilsschein erhalten. Damit werde wie gewohnt rund ein Drittel des Konzernüberschusses ausgezahlt. Die Investitionen sollen 2012 bei 155 Millionen bis 185 Millionen Euro liegen, nach 137 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Geplant ist der Aus- und Aufbau von Kapazitäten in Brasilien, China und Ägypten sowie in Mexiko und Indien. Gezielt Ausschau nach Zukäufen hält das Unternehmen dagegen nicht.
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Beim Schuldenabbau kam Leoni 2011 unter anderem dank einer 10-prozentigen Kapitalerhöhung einen großen Schritt voran. Die Nettoverbindlichkeiten reduzierten sich von 445 Millionen auf 234 Millionen Euro. Im laufenden Jahr könnten die Schulden aber wieder wegen der Komplettübernahme des koreanischen Bordnetzherstellers Daekyeung inklusive dessen Verbindlichkeiten wieder wachsen. Zur Unternehmensfinanzierung plant Finanzvorstand Dieter Belle Mitte des Jahres ein Schuldscheindarlehen über 200 Millionen Euro mit einer Laufzeit von 5 bis 7 Jahren.
Das Unternehmen beschäftigte per Ende Dezember 2011 60.745 Menschen in 31 Ländern und hatte damit 5.589 Mitarbeiter mehr als ein Jahr zuvor. Leoni fertigt einen Großteil der Bordnetze in Nordafrika, wo die Lohnkosten geringer sind. Die Produktion dieses Unternehmenszweigs braucht viele Mitarbeiter. In Deutschland arbeiten 4.017 Personen für Leoni. 14 Prozent der weltweiten Belegschaft haben befristete Arbeitsverträge. Die Unternehmensleitung will damit nach den bitteren Erfahrungen der tiefen Krise 2009 flexible Produktionsmengen sicherstellen. 2009 war der Umsatz von Leoni auf 2,2 Milliarden Euro eingebrochen. Das Unternehmen schrieb einen Verlust von 138 Millionen Euro. Der davon angestoßene Umbau trage nun Früchte, sagte Finanzvorstand Belle. Auch bei einem Rückgang der Erlöse auf 2,8 Milliarden Euro sei noch ein ausgeglichenes EBIT zu schaffen. In diesem Jahr soll die Zahl der Mitarbeiter weltweit auf rund 64.000 Personen wachsen. In Deutschland sollen 200 neue Jobs entstehen./dct/wiz