Rohstoffe
Unsicherheit lähmt Rohstoffinvestoren
Die Rohstoffmärkte standen auch im vergangenen Monat unter dem Einfluss der Staatsschuldenkrise in Europa und der weltweiten konjunkturellen Abschwächung. „Das Gros der Marktteilnehmer befindet
sich aktuell in Wartestellung ob des weiteren Verlaufs der Euro-Schuldenkrise“, sagt Martin Siegel, Rohstoffexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH. Bis zum 12. September, wenn das
Verfassungsgericht über den Beitritt Deutschlands in den ESM-Rettungsfonds entscheidet, bleibe die Unsicherheit bei Investoren hoch. Unterdessen steigt mit der jüngsten Herabstufung von Moody’s
auch der Druck auf Deutschland. Bei der Frage nach einer Lösung in der europäischen Schuldenkrise scheint selbst der Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion kein Tabu mehr zu sein. „Die Flucht
der Investoren aus den weltweiten Anlagemärkten in kurzfristige Sichteinlagen und vermeintlich sichere aber unrentierliche Staatsanleihen dürfte daher kurzfristig anhalten und auch
Rohstoffinvestoren zum Abwarten bewegen“, meint der Experte.
In Erwartung neuer Impulse aus der europäischen Schuldenkrise, entwickelten sich die Edelmetallpreise im Vormonat unter leichten Schwankungen seitwärts. Der Goldpreis schloss mit einem leichten
Plus von 1,1 Prozent, der Silberpreis legte um 2 Prozent zu. Platin und Palladium entwickelten sich uneinheitlich. Während Platin um 2,6 Prozent nachgab, stieg Palladium um 1 Prozent an. Auf
Eurobasis ist der Goldpreis bei einem stabilen Dollar sogar deutlich stärker gestiegen und notiert nur noch etwa 5 Prozent unter seinem Allzeithoch bei 1.381 Euro je Unze. „Der Druck auf die
europäische Gemeinschaftswährung wird in den kommenden Wochen anhalten, was sich für Euro-Investoren in einem weiter steigenden Goldpreis niederschlagen dürfte, sofern der Dollar stabil bleibt“,
sagt Siegel.
„Kurzfristig sehen wir nach wie vor eine Diskrepanz im Anlegerverhalten“, bemerkt Siegel. „Während institutionelle Investoren gezwungenermaßen in Anleihen umschichten, ist die physische
Goldnachfrage der Privatanleger ungebrochen hoch.“ Analog zu Edelmetallen werden auch Aktien derzeit von institutionellen Investoren gemieden. „Fundamentale Faktoren sind für Marktteilnehmer
aktuell völlig nebensächlich. Über kurz oder lang wird sich diese offensichtliche Ineffizienz an den Märkten aber auflösen müssen“, sagt Siegel. Die aktuelle Niedrigzinsphase, gepaart mit
steigender Teuerung, stelle ein ideales Umfeld für die politischen Akteure in Europa dar, um die Staatschulden abzubauen. Dies sei jedoch ein langwieriger Prozess. Die auf lange Sicht einzige
Alternative für Anleger dem Geldwertverlust zu entgehen, liege deshalb in Sachwerten wie Aktien, Immobilien und Edelmetallen. „Sobald der Markt dreht, können auch Minenaktien ihr Potenzial wieder
unter Beweis stellen“, sagt Siegel. Kurzfristig bleiben Minenwerte aber weiterhin vom schwachen Aktien- und Rohstoffumfeld geprägt. Der XAU-Minenindex entwickelte sich im Juli leicht positiv und
stieg auf Eurobasis um 2,4 Prozent an.
Die sich verschlechternden Prognosen für die globale Wirtschaft spiegeln sich in der Preisentwicklung bei Basismetallen wider. Die wichtigsten Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium oder Nickel
konnten den seit Jahresanfang anhaltenden Negativtrend nicht wesentlich brechen und beendeten auch den Monat Juli überwiegend mit leichten Verlusten. „Die Frage drängt sich auf, inwieweit eine
globale Rezession bereits vorweggenommen wird. Der konjunkturelle Einbruch in China ist in jedem Fall eingepreist“, sagt der Rohstoffexperte.
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