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    Jahresendrallye  1412  0 Kommentare Alles nur Kosmetik?

    Wie sich kleine Kinder auf das Christkind freuen, hoffen auch viele Börsianer in den letzten Wochen des Jahres noch auf eine Bescherung. Die Rede ist von der viel zitierten Jahresendrallye.

    Kommt sie oder kommt sie nicht? Diese Frage bewegt auch dieses Jahr wieder die Gemüter. Zwingende Gründe für einen starken Schlussspurt gibt es mit Blick auf die trüben Konjunkturperspektiven aktuell weniger. Aber das ist ohnehin nicht der Punkt,  die Erwartungen ruhen auf einem anderen Aspekt. Die Rede ist vom „Window Dressing“. Darunter versteht man Wertpapiertransaktionen, mit denen Investmentfonds zum Jahresende versuchen, ihre Jahresperformance optisch zu verbessern.

    Die Motivation hinter dem Window Dressing könnte folgende sein: Investmentfonds möchten ihre Kompetenz bei der Aktienauswahl dokumentieren. Durch den Zukauf der sich bis dato am besten entwickelten Aktien kurz vor Ultimo und den Ausweis in der Portfoliozusammensetzung könnte ein positiver Eindruck vermittelt werden. Gleichzeitig werden die Verlierer des Jahres eher abgegeben. So suggeriert man, dass schwache Werte gemieden wurden. Eine weitere Möglichkeit wäre solche Aktien hinzuzukaufen, die sich bereits im Portfolio befinden. Dadurch könnten die Kurse dieser weiter ansteigen und so die Rendite des Fonds verbessern.

    Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Window Dressing in der Praxis tatsächlich üblich ist. So kommt die Studie „Window Dressing in Mutual Funds“ der Georgia State University zu dem Schluss, dass es vor allem Manager mit unterdurchschnittlicher Performance sind, die zum Jahresschluss noch taktische Käufe und Verkäufe vornehmen. Aber einen wissenschaftlichen Beweis, dass solche Transaktionen auch nachhaltig die Märkte bewegen hat die Untersuchung wiederum nicht erbracht.

    Ähnlich differenziert sieht es das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Demnach können Aktien, die sowieso schon gut gelaufenen seien, durch Window Dressing weiter gestützt werden. Aber die Investmentfonds würden dabei in der Regel behutsam und marktschonend agieren. Eine Jahresendrallye infolge der Kosmetik-Effekte halten die DAI-Experten dennoch für möglich, allerdings würde deren Wirkung sehr schnell wieder verpuffen.

    Trotz dieser Ergebnisse müssen Anleger nicht ganz verzagen, den irgend etwas scheint am Phänomen Jahresschlussrallye dran zu sein. Im Beobachtungszeitraum 1959 bis heute ist der Dezember mit einer durchschnittlichen DAX-Performance von 1,27 Prozent statistisch gesehen der zweitbeste Börsenmonat des Jahres.

     




    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
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