Intransparenzen am STEP-Markt
Weitere Unregelmäßigkeiten bei der Bankenfinanzierung durch EZB
Neue Intransparenzen und Fehler bei der Bankenfinanzierung durch die Europäische Zentralbank (EZB): Hintergrund sei der Umgang mit Anleihen kurzer Laufzeit mit einem
Gesamtvolumen von rund 445 Milliarden Euro. Diese werden am Short Term European Paper Market (STEP) gehandelt und von der EZB grundsätzlich als Sicherheiten für Zentralbankdarlehen akzeptiert. Nach
Informationen der „Welt am Sonntag“ werden die erforderlichen Daten auf verschlungenen Wegen erhoben. Nachweislich seien Fehler aufgetreten, in deren Folge Banken mehr Kredit von der EZB hätten
bekommen können, als ihnen zusteht.
Der Short Term European Paper Market (STEP) ist der wichtigste unregulierte Handelsplatz für Anleihen mit Laufzeiten zwischen wenigen Tagen und einem Jahr. Die Zentrale der Europäischen Zentralbank
in Frankfurt habe nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ kaum Informationen zum Geschehen auf diesem Markt: Für gängige Daten wie Volumen oder Verzinsung der STEP-Anleihen verweise die EZB auf die
Banque de France (BdF), die als Schaltstelle für dem Umgang der Notenbanken mit STEP-Papieren fungiert. Die BdF bekomme ihre Informationen wiederum allein von einer Gesellschaft namens Euroclear
France, bestätigte die Notenbank auf Anfrage der Zeitung. Euroclear France sei wiederum ist eine Schwestergesellschaft der Euroclear Bank, selbst ein großer Akteur am STEP-Markt. Die Folge Dies
könnte erhebliche Interessenskonflikte zu Tage treten.
Wie die „Welt am Sonntag“ weiter berichtet, ergaben Recherchen erhebliche Unstimmigkeiten beim Umgang der BdF mit den STEP-Papieren. In 113 Fällen seien fällige Bewertungsabschläge für STEP-Papiere
von der BdF falsch an die Zentrale in Frankfurt übermittelt worden, räumte die EZB auf Anfrage der Zeitung ein. Mit diesen Abschlägen will die Zentralbank eigentlich dem Risiko der jeweiligen
Wertpapiere Rechnung tragen – fallen die Abschläge geringer aus als angebracht, bekommen die Banken für diese Sicherheiten mehr Kredit.
Betroffen waren Kurzläufer von sechs Banken, darunter die französische Société Générale sowie die italienische Unicredito. Die fraglichen Papiere hatten nach Angaben der EZB einen Gesamtwert von
knapp 6,5 Milliarden Euro. Verrechnet man diese Summe mit den zu geringen prozentualen Risikoabschlägen, dann ergibt sich eine Summe von bis zu 550 Millionen Euro, die sich die Banken an
zusätzlichen Zentralbankdarlehen verschaffen konnten, die jedoch nicht ausreichend besichert gewesen wären.
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Die „irrtümliche Datenübermittlung“ habe aber in der Praxis „keine Auswirkungen auf die geldpolitischen Operationen gehabt“, betont die EZB gegenüber der „Welt am Sonntag“. Die Papiere seien zwar
teilweise als Sicherheiten für Zentralbankkredite genutzt worden, aber in diesen Fällen hätten die entsprechenden Banken genug andere Wertpapiere verpfändet gehabt, so dass die Notenbankdarlehen
unter dem Strich ausreichend besichert gewesen seien.