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    HypoVereinsbank onemarkets  3355  0 Kommentare Shinzo Abe lässt die Kurse steigen

    Im Dezember erhielt der japanische Premierminister Shinzo Abe den Auftrag, das Land aus der seit über zwei Dekaden andauernden Baisse zu führen. Seine Pläne sind ehrgeizig. Die Börse feiert ihn bereits jetzt und verzeichnete einen kräftigen Kursanstieg. Der Einstieg könnte sich noch lohnen.

    In den 1980er-Jahren durchstreifte eine Vielzahl japanischer Konzernchefs mit Taschen voller Geld die USA und Europa, immer auf der Suche nach neuen Trophäen für ihre Konglomerate. Dabei machten sie auch vor Hollywood nicht halt. Rund 5 Milliarden US-Dollar ließ sich beispielsweise Sony 1989 den Kauf der Filmproduktionsfirma Columbia Pictures kosten. Im selben Jahr kaufte Mitsubishi Estate das Rockefeller Center in New York. Japan setzte Trends. In den 1980er- und 1990er-Jahren schlenderte fast jeder Teenager mit einem Walkman von Sony oder Panasonic durch die Fußgängerzonen. Fernsehgeräte und Mikrowellen von Sony, Panasonic oder Sharp standen in fast allen Haushalten. Autos von Toyota, Nissan oder Honda gaben auf Europas und Nordamerikas Straßen kräftig Gas. Der Konsumboom spiegelte sich auch auf dem Aktienmarkt wider. Von Anfang 1980 bis Ende 1989 stieg der japanische Leitindex Nikkei 225 von rund 6.600 auf 39.000 Punkte an. Zum Jahreswechsel 1990 war die Party allerdings vorbei. Die Blase platzte. Die folgende Baisse dauerte über zwei Dekaden an. Bald soll sie jedoch ein Ende haben.

    Mächtiger Premier

    Der mögliche Retter heißt Shinzo Abe. Dank großer Wahlversprechen wurde der 57-Jährige, der bereits 2006 und 2007 das Amt des Premierministers ausübte, im Dezember des vergangenen Jahres erneut zum Regierungschef bestimmt. Die Börse feiert den neuen Mann an der Spitze: Mit einem Plus von rund 30 Prozent seit seinem Amtsantritt stellt der Nikkei 225 die meisten anderen Aktienindizes von Industrie- und Schwellenländern in den Schatten. Doch viele fragen sich: Geht die Rallye weiter? Wie lange noch? Und wie können Anleger von der Hausse profitieren? Um es vorwegzunehmen: Einige Experten sehen noch Potenzial von bis zu 60 Prozent – allerdings nicht ohne Risiko. In den zurückliegenden 20 Jahren versuchte die japanische Regierung praktisch alles, um ihre Wirtschaft in Fahrt zu bringen. Sie legte wiederholt Konjunkturprogramme auf und senkte die Leitzinsen bis auf 0,1 Prozent. Die Maßnahmen zeigten allerdings kaum Wirkung. Im Gegenteil: Japan hat mit großem Abstand die höchste Staatsverschuldung weltweit. Inzwischen summiert sie sich auf rund das Doppelte des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Somit ist Japan höher verschuldet als Griechenland oder Irland. Nach schwachen Daten zum dritten Quartal des zurückliegenden Fiskaljahres, das jeweils im März endet, erwarten einige Analysten, dass Japan erneut in die Rezession abdriften könnte. Trotz Finanzspritzen und niedriger Zinsen steckt das Land in einer Deflation. Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem neuen Regierungschef. „Dieses Mal wird alles anders“, sagt Abe und betont dabei allerdings auch: „Es ist unsere letzte Chance!“

    Shinzo Abe, der der linksdemokratischen Partei vorsitzt, drückt aufs Tempo und setzt seine Pläne durch – wenn es sein muss, mit dem Brecheisen. Dabei verfolgt er drei Strategien: fiskalische und monetäre Stimulierung sowie die Öffnung der Wirtschaft. Fiskalisch bleibt alles wie gehabt. Die japanische Regierung erhöht weiter die Staatsausgaben. Für das laufende Fiskaljahr ist ein milliardenschweres Investitionsprogramm geplant. Zudem schnürt Abe ein weiteres zehnjähriges Konjunkturprogramm in Höhe von 20,2 Billionen Yen. Das entspricht 175 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das von der Bundesregierung im Krisenjahr 2009 beschlossene Konjunkturpaket II hatte ein Volumen von 50 Milliarden Euro. Für die monetäre Strategie hat sich Abe etwas Neues überlegt. Bereits im Wahlkampf warf er die Frage auf, ob die Notenbank unabhängig von der Regierung sein müsse. Sie muss es scheinbar nicht. Um die Bank of Japan enger an die Leine zu nehmen, wechselte die Regierung im März den Notenbankchef sowie ranghohe Manager aus. Die Folge: Abe kontrolliert künftig indirekt die Notenbank. Die Institution unterstützt das Konjunkturprogramm durch den Kauf von Staatsanleihen.

    Steigende Inflation erwünscht

    Notenbankchef Haruhiko Kuroda soll so lange Staatsanleihen zukaufen, bis die Inflation auf zwei Prozent gestiegen ist. Abes Hintergedanke: Japan ist derzeit eines der wenigen Länder, das real eine positive Verzinsung aufweist. Steigt die Inflation, bleibt den Sparern real nichts übrig oder sie erleiden einen Verlust. Abe hofft, dass die japanischen Bürger dann ihr Vermögen umschichten: von Geld- und Anleihenbeständen hin zum privaten Konsum oder riskanteren Anlageklassen wie Aktien.

    Der dritte Teil seiner Strategie ist eine weitere wirtschaftliche Öffnung, von der sich der Premierminister weiteres Wachstum erhofft. Hier ist der (Zeit-)Druck besonders groß. Während Japans Wirtschaft in den 1980er-Jahren durchschnittlich um 3,7 Prozent wuchs, stieg das BIP zwischen 1990 und 2011 nach Angaben der Weltbank nur noch um 0,7 Prozent pro Jahr. Mittelfristig peilt Abe jährliche Wachstumsraten von rund 1,5 Prozent an. Für das laufende Jahr hat er sogar 2,3 Prozent anvisiert. Volkswirte sind noch etwas skeptisch. Sie rechnen lediglich mit 1,2 Prozent. Selbst wenn der schlechtere Fall einträte, läge das Wachstum immer noch über dem langjährigen Durchschnitt.

    Wachstum durch Handel

    Die Zauberformel heißt Freihandelszone – sprich: Zölle runter, Wachstum rauf. „Die Errichtung von Freihandelszonen oder ähnlichen Bündnissen sind immer gut. Das bringt für beide Parteien Wachstum“, sagt Börsenstratege Jim Rogers. In Japan sitzt eine einflussreiche Agrarlobby. In der Vergangenheit hat sie derart weitreichende Bündnisse verhindert. Abe lässt sich davon nicht beeindrucken. Zahlreiche Medien berichteten, dass er sowohl mit Europa als auch mit der Transpazifischen strategischen wirtschaftlichen Partnerschaft (TPP) über Freihandelsabkommen verhandelt. Japanischen Regierungskreisen zufolge dürfte allein ein Beitritt des Landes zum TPP das BIP um 0,7 Prozent steigern. Als die ersten Meldungen über potenzielle Gespräche an die Öffentlichkeit drangen, hat das japanische Finanzinstitut Nomura Securities sein Kursziel für den Nikkei 225 um 2.000 Punkte auf 14.500 Punkte zum Jahresende angehoben. Kaum jemand ist allerdings bereit, langfristige Prognosen abzugeben. Der Grund: Nippon leidet unter einer enormen Staatsverschuldung. Zusätzliche Schulden würde Ratingagenturen möglicherweise dazu veranlassen, Japans Kreditwürdigkeit herabzustufen. Dies könnte zu einem Anstieg der Zinsen führen – mit gravierenden Folgen. Im Haushalt des Fiskaljahres 2012/2013 war bereits jeder vierte Yen für die Bedienung der Zinsen und Tilgung der fälligen Anleihen vorgesehen. Stiege der Zinssatz auf 2 Prozent, müsste die Regierung bereits die Hälfte des Staatshaushalts für die Schuldentilgung einplanen. Neben der Bedienung der Schulden nehmen die sozialen Sicherungssysteme einen weiteren großen Block ein. Sie verschlingen mehr als 30 Prozent des Haushalts. Dieser Anteil könnte noch größer werden. Denn: Japan steckt mehr als jedes andere Land in der Demografiefalle. Der Wirtschaftswissenschaftler Hiroshi Yoshida von der Tohoku University hat auf der Internetseite www.countrymeters.info eine Bevölkerungsuhr eingerichtet. Demnach ist die Einwohnerzahl seit Jahresbeginn aufgrund einer schwachen Geburtenrate um rund 96.000 Personen geschrumpft (Stand: 8. April 2013). Dieser Trend ist bereits seit 2005 erkennbar. Nach Einschätzung von Reuters EcoWin wird er sich sogar noch verschärfen: Im kommenden Jahr wird bereits jeder vierte Japaner älter als 65 Jahre alt sein. Der Windelhersteller Unicharm vermeldete, dass er im Geschäftsjahr 2011/12 erstmals mehr Windeln für Erwachsene als für Babys verkauft hat. Das bedeutet: Die Zahl der konsumfreudigeren jüngeren Leute nimmt ab – somit wankt die Stütze der heimischen Wirtschaft. „Mit allen Mitteln eine Inflationsrate von 2 Prozent anzupeilen, würde zu einer Detonation einer Zeitbombe bei japanischen Anleihen führen“, schätzt beispielsweise Moneymanager Kyle Bass, der bereits 2006 das Platzen der US-Immobilienblase prophezeit hatte.

    Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Mai 2013.

     

    Hohe Devisenreserven

    Reine Schwarzmalerei ist allerdings übertrieben: So liegt die Mehrheit der japanischen Anleihen in japanischen Depots. Eine Veräußerung im großen Stil ist aus regulatorischen Gründen nicht möglich. Darüber hinaus verfügt Japan über enorme Devisenreserven. Um den Trend „Der Staat wird immer ärmer und Privathaushalte immer reicher“ zu durchbrechen, hat Abe die ersten Maßnahmen geplant. Dazu zählt vor allem eine Steuerreform. Die Steuereinkommen sind seit 1995 um rund ein Drittel gesunken. Um gegenzusteuern, hat die Vorgängerregierung bereits eine Verdopplung der Mehrwertsteuer von 5 auf 10 Prozent beschlossen. Durch eine Reform der Erbschaftsteuer möchte die Regierung vor allem ältere Menschen dazu animieren, ihr Geld auszugeben und somit den Konsum anzukurbeln, anstatt es zu horten. Ein weiteres Ziel ist, Unternehmen stärker zu entlasten, damit sie mehr investieren und durch Akquisitionen expandieren können.

    Optimistische Konsumenten

    Abes Maßnahmen tragen scheinbar erste Früchte: So ist die Stimmung unter Japans Konsumenten auf das höchsteNiveau seit 2008 gestiegen. In der Industrie ging zwar die Produktion im Februar leicht zurück. Die meisten Unternehmenslenker blicken dennoch optimistischer in die Zukunft als noch im Herbst des vergangenen Jahres. Seit Shinzo Abes Wahl zum Regierungschef Mitte Dezember ist auch der japanische Leitindex stark gestiegen. Einige Experten gehen davon aus, dass sich ein Einstieg immer noch lohnt. „Der Nikkei 225 könnte in den kommenden Monaten auf 20.000 Punkte steigen“, erklärt Jim Rogers. Das wäre ein Plus von rund 50 Prozent. Ganz so euphorisch sind Experten von Goldman Sachs nicht. Sie rechnen damit, dass der breiter gefasste TOPIX (Tokyo Stock (Price-) Index) mittelfristig um rund 15 Prozent auf 1.270 Punkte steigen könnte. Bedingung ist allerdings: Der US-Dollar Yen-Wechselkurs müsste auf 100 Yen pro Dollar fallen.

    Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Mai 2013.

     

    Export treibt Wirtschaft an

    Kaum ein anderer Aktienmarkt zeigt so hohe Korrelationen zur eigenen Währung wie der Nikkei. Das heißt: Ein schwacher Yen-Kurs lässt die Kurse steigen. Das gilt vor allem dann, wenn der Yen nicht nur gegenüber dem US-Dollar und dem Euro, sondern auch gegenüber anderen Währungen wie dem koreanischen Won und dem Taiwan-Dollar schwächer wird. Treiber sind vor allem exportorientierte Unternehmen wie Nintendo, Sony oder Toyota. „Ein schwächerer Yen sollte sich mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit und damit auf die Exporte Japans auswirken. Die Unternehmen profitieren, da neben den zukünftigen Umsätzen auch die aktuell im Ausland erzielten Erträge bei einer schwächeren Währung mehr wert sind“, schrieb die Schweizer Bank Sarasin & Cie AG in einer Kolumne Anfang Februar dieses Jahres. Die Währung ist der primäre Katalysator für den Aktienmarkt. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder bestätigt. Die Experten der Liechtensteiner VP Bank haben wenig Zweifel, dass sich der Yen weiter abschwächen könnte. Dieses Szenario würde vor allem dann eintreffen, wenn Abe seine Strategie durchsetzt und sich die Geldmenge exorbitant erhöht.

    Auf den ersten Blick erscheint ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,2 ambitioniert. Dieser Wert relativiert sich allerdings, wenn der Yen schwächer werden würde und das Investitions- und Konjunkturprogramm startet. Experten der VP Bank rechnen vor diesem Hintergrund mit einem Gewinnwachstum von rund 38 Prozent in diesem Jahr. Im Fiskaljahr 2014 wären 35 Prozent möglich. Die KGVs von 1,2 beim TOPIX und 1,6 beim Nikkei 225 zeigen zudem, dass das Gros der Unternehmen auf soliden Beinen steht. Diese Kennzahlen liegen teilweise deutlich unter dem jeweiligen langjährigen Durchschnitt und auch niedriger als die meisten internationalen Indizes. Investoren waren beeindruckt und ließen sich in japanische Aktien locken. Nach Ansicht von Rogers könnte künftig noch ein weiterer Großinvestor einsteigen: die staatliche Pensionskasse. „Ihre Aktienquote liegt bei gerade einmal 12 Prozent und könnte sich mittelfristig deutlich erhöhen“, erklärt der Börsenstratege. Die attraktive Bewertung, ein potenzieller Großanleger und vor allem Japans Geldmaschine könnten – ähnlich wie in Europa und den Vereinigten Staaten – den Aktienmarkt kurz- und mittelfristig weiter beflügeln.

    Auf Indizes setzen

    Anleger könnten von einem möglichen weiteren Kursanstieg an der japanischen Börse profitieren, indem sie mit Index-Zertifikaten diversifiziert investieren. Wer auf Indizes setzen möchte, in denen japanische Unternehmen stark vertreten sind, kann sich beispielsweise die Open End Index Zertifikate auf den Solactive® Home Entertainment (Performance-) Index und den STOXX® Asia/Pacific 600 Technology (Net Return) Index (EUR) genauer anschauen. Diese Indizes fokussieren sich auf Unternehmen aus der Technologiebranche. In den Indizes sind unter anderem die japanischen Elektronikunternehmen Panasonic, Sony, Canon und Nintendo vertreten. Die Unternehmen haben das demografische Problem Japans längst erkannt. Nintendo beispielsweise entwickelt Konsolen für ältere Menschen mit Zahlen- und Puzzlespielen. Ein weiteres interessantes Produkt ist ein Open End Index Zertifikat auf den STOXX® Asia/Pacific 600 (Net Return) Index (EUR). Der zugrunde liegende Index ist breit aufgestellt und enthält Unternehmen aus Branchen wie Immobilien, Einzelhandel und Automobil. Ein Treiber des Aktienbarometers ist unter anderem Toyota. Seit Mitte Oktober 2012 legte der Kurs über 40 Prozent zu.

    Mit einem End Index Zertifikat auf den Nikkei 225 können Anleger zudem auf den japanischen Leitindex setzen. Ist es mit einem Quantomechanismus ausgestattet, schalten Anleger somit ein mögliches Währungsrisiko aus. Japanische Werte notieren nämlich in Yen und der Aktienmarkt wird voraussichtlich Kurssteigerungen verzeichnen, wenn der Yen gegenüber anderen Währungen nachgibt. Ein Index-Zertifikat ohne Währungssicherung hat seit Jahresbeginn lediglich rund 12 Prozent zugelegt. Mit einem Produkt mit Währungsabsicherung hingegen können Investoren abzüglich der Quantogebühr nahezu eins zu eins an der Entwicklung des Index partizipieren. Anleger sollten bedenken, dass Index-Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen sind. Im Fall der Insolvenz der Emittentin droht ein Verlust bis hin zum Totalverlust.

    Weitere Infos unter: www.onemarkets.de

     




    Dominik Auricht
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    Seit 1996 ist Dominik Auricht im Kapitalmarktgeschäft aktiv. Berufliche Expertise sammelte er im In- und Ausland bei international agierenden Banken, wie der Rabobank, Citigroup sowie Merrill Lynch. Heute befasst sich der Betriebswirt in der Position des Directors im Bereich Corporate & Investment Banking der UniCredit mit der strategischen Entwicklung von strukturierten Produkten unter der Marke HypoVereinsbank onemarkets. www.onemarkets.de
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    Verfasst von 2Dominik Auricht
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