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Kann Wikipedia die Börse vorhersagen?
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Can Wikipedia predict the stock market? Kann die frei zugängliche Online-Enzyklopädie Wikipedia als Frühwarnsystem signifikanter Börsenbewegungen
genutzt werden? Diese Frage stellte sich ein Forschungsteam unter Leitung von Dr. Suzy Moat von der Warwick Business School in Coventry, England.
In ihrer Studie „Quantifying Wikipedia Usage Patterns Before Stock Market Moves“ kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Veränderungen in den Abrufzahlen von Wikipedia-Seiten mit Finanzthemen
nachfolgende Kursbewegungen des Dow Jones Industrial Average vorhersagen können.
Bei der historischen Betrachtung konnte festgestellt werden, dass einem Kursabschwung des Index eine Zunahme der Abrufzahlen von Finanzseiten der Online-Enzyklopädie vorausging. Dies erlaube einen
neuen Blick auf die Prozesse menschlicher Entscheidungsfindung anhand öffentlich zugänglicher Daten, so Dr. Moat: “These results provide evidence that online data may allow us to gain a new
understanding of the early stages of decision making, giving us an insight into how people gather information before they decide to take action in the real world.”
Das Forscherteam bestehend aus Suzy Moat and Tobias Preis von der Warwick Business School sowie Chester Curme, Adam Avakian, Dror Y. Kenett and H. Eugene Stanley von der Boston University
analysierten, wie häufig die Wikipedia-Seiten der 30 im Dow Jones Industrial Average Index gelisteten Unternehmen im Zeitraum zwischen Dezember 2007 und April 2012 aufgerufen wurden. Zu den
untersuchten Unternehmen gehörten unter anderem Procter & Gamble, Bank of America und The Walt Disney Company.
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Den Ergebnissen zufolge hätten Anleger mit einer Handelsstrategie basierend auf der Veränderung der Seitenabrufe, einen Gewinn von bis zu 141 Prozent erzielt. Eine Handelsstrategie unter
Berücksichtigung der Abrufzahlen von 285 Wikipedia-Seiten zu generellen Finanzthemen wie „macroeconomics, capital and wealth“ hätte sogar zu einem Gewinn von bis zu 297 Prozent geführt. Im
Gegensatz dazu hätte eine Buy-and-Hold-Strategy im gleichen Zeitraum nur ein Plus von 3 Prozent eingebracht.
Bereits in einer früheren Studie untersuchte das Forscherteam die Frage, ob das Abrufverhalten finanzrelevanter Seiten mit der Suchmaschine Google als
Frühwarnsystem dienen könne (Kann Google die Börse vorhersagen?). Beide nun vorliegenden Studien zur
kollektiven Entscheidungsfindung würden die Annahme stützen, dass Kursabschwüngen auf den Finanzmärkten eine Zeit erhöhter Achtsamkeit von Investoren vorangeht, urteilen die Forscher. D.h. Anleger
scheinen verstärkt Informationen einzuholen, bevor sie bereit sind, zu einem niedrigeren Preis zu verkaufen. Andererseits könne ein nachlassendes Interesse an börsenrelevanten Themen bei Google
oder Wikipedia als Signal für steigende Aktienkurse gesehen werden.
Dr. Moat kommentiert: “We know that humans are more concerned about losing £5 than they are about missing an opportunity to gain £5. If investors spend more time and effort gathering information
before making what they consider to be a bigger decision, then we might expect to see people looking for more financial information before stocks are sold at lower prices, in line with our
results.”
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