Ein sehr schlechtes Zeichen?
Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Ich hatte ja geschrieben, dass eine mögliche Konsolidierung sehr schnell kommen und heftig werden kann. Und so jagte der DAX zeitweise um knapp 3 % in den Keller, erholte sich dann aber wieder. Und das geschieht zu einem aus charttechnischer Sicht höchst ungünstigem Zeitpunkt. Zu dem „Warum“ gleich mehr.
Zunächst zu den fundamentalen Gründen. Dieses Mal waren meines Erachtens direkt mehrere Faktoren beteiligt. Zum einen hat Ben Bernanke ZWAR angekündigt; die expansive Geldpolitik fortzuführen. Er kann sich jedoch vorstellen, das Volumen der Anleihekäufe in den kommenden Monaten zu drosseln. Zeitpunkt und Umfang der Drosselung sollen von der weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft abhängen. Und auch aus dem Fed-Protokoll ging hervor, dass einige Mitglieder bereits eine Drosselung ab Juni befürworten.
Steht China vor wirtschaftlicher Kontraktion?
Aber das war nicht die einzige schlechte Nachricht. In China wurde zum anderen der von der britischen Bank HSBC ermittelte Einkaufsmanagerindex veröffentlicht und dieser sank im Mai mit 49,6 Punkten unter die wichtige Marke von 50 Punkten. Wie bei fast allen Einkaufsmanager-Indizes symbolisiert ein Wert über 50 Wachstum, während ein Wert unter 50 Punkten auf eine kontrahierende Wirtschaft hinweist.
Nikkei knickt ein
Die offenbar schwächelnde chinesische Wirtschaft wird wiederum als Grund für den Nikkei-Einbruch in der vergangenen Nacht um mehr als 7,3 Prozent genannt. Doch eigentlich sind 7,3 Prozent Kurssturz nach so einer Nachricht doch ein wenig übertrieben. Und tatsächlich, die Situation in China war nicht der einzige Grund. Diese Nachrichten waren höchstens ein Auslöser. Der wirkliche Grund für diesen Kurssturz war, dass diese Nachrichten auf eine heikle charttechnische Situation getroffen sind.
Durch die Wiederaufnahme der ultralockeren Geldpolitik in Japan ist der Index in den vergangenen Monaten eindrucksvoll gestiegen, doch leider nicht eindrucksvoll genug:
Tatsächlich ist der Nikkei bisher lediglich an die obere Trendlinie seines seit 20 Jahren existenten Abwärtstrend gelaufen. Und hier kamen dann mehrere Aspekte zusammen: Erstens waren die Kurse durch den vorherigen Anstieg sehr überhitzt und eine Konsolidierung längst überfällig. In so einer Situation reichen oft kleine, überraschende Nachrichten, um eine Übertreibung anzustechen.
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Zweitens ist eben dieser blaue Abwärtstrendkanal höchst relevant und durch sein Alter aber auch jedem bekannt. Und so werden viele Anleger im Bereich dieser oberen Trendlinie sehr nervös geworden sein. Als dann die Kurse einbrachen, sind viele ausgestiegen oder haben Teilpositionen verkauft. Da aber auch die meisten Computerprogramme eine stark „überkaufte Situation“ identifiziert hatten, werden mit den ersten fallenden Kursen gleichzeitig auch viele Computer den „Verkaufen-Befehl“ ausgelöst haben. Das alles zusammen hat dann diesen kleinen „Crash“ ausgelöst.