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    Geldpolitik  3116  0 Kommentare Kommen wir wieder hin zur Normalität?

    Die Spannung im Vorfeld der EZB-Sitzung war groß. Schließlich zweifelt der „Junkie“ Börse ob sein „Dealer“ Notenbank ihn noch weiter so üppig mit seiner Lieblingsdroge Liquidität versorgen kann oder besser gesagt will. Es find Anfang der Woche in den USA an. Da hatte der US-Dealer Fed angedeutet, dass er die Lieferung ab September reduzieren könnte. Wenn, ja wenn bis dahin jeden Monat mindestens 170.000 neue Jobs geschaffen wurden. Eine kleine, aber höchst wichtige Einschränkung. Am Donnerstag zitterten die Junkies dann, ob ihnen der europäische Dealer ebenfalls droht. Doch das hat er keineswegs. Die Junkies waren dennoch traurig, der DAX gab deutlich nach. Dabei dürfte Ihnen von zu viel Drogen einfach noch der Blick vernebelt gewesen sein. Denn das was Mario Draghi gesagt hatte war gar nicht so schlecht für die Aktienmärkte.

    Zunächst einmal sollte man sich mit der Feststellung der Ist-Situation befassen. Draghi hat sowohl die Inflationsprojektionen als auch die Wachstumsprojektionen der EZB nach unten korrigiert. Für 2013 erwartet die Notenbank nun ein BIP-Wachstum von minus 0,6 Prozent für die Eurozone. Im März gingen die Währungshüter noch von minus 0,5 Prozent aus. Für 2014 rechnet die EZB nun mit +1,1 Prozent Wirtschaftswachstum. Die erwarteten Preissteigerungsraten wurden auch nach unten korrigiert und präzisiert. Für das laufende Jahr rechnet die EZB nun mit einer Preissteigerungsrate von 1,4 Prozent und im nächsten Jahr sogar nur noch mit 1,3 Prozent. Damit gibt es auf jeden Fall von der Inflationsfront vorerst keinen Gegenwind für die expansive Geldpolitik. Die Junkies der Börse haben sich nun aber an der Wachstums-Prognoseanhebung für 2014 gestört. Denn dadurch würden weitere Zinssenkungen unwahrscheinlich. Gut, das könnte durchaus stimmen. Zumal sich die Experten weitgehend einig sind, dass Zinssenkungen auf diesem historisch niedrigen Niveau sowieso keinerlei Wirkung mehr auf die Realwirtschaft entfalten. Doch die EZB hat dennoch klar gemacht, dass sie die Ist-Situation nicht akzeptiert und nach Methoden sucht, die Wirtschaft endlich wieder in Schwung zu bringen. Mario Draghi hat sehr ausführlich darüber berichtet, dass der EZB-Rat sehr intensiv unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen diskutiert. Dazu gehört unter anderem die langfristige Festlegung auf das niedrige Zinsniveau. Eine Erfindung der US-Notenbank. Diese hat bereits bis Ende 2014 Zinsen nahe der Nulllinie zugesichert. Die Idee dahinter ist folgende: Wenn Unternehmen, die bei einer Investition längerfristig damit rechnen können, dass der Zins niedrig bleibt, wagen diese mehr Investitionen, da die Zinsunsicherheit entfällt. Ob das Ziel mit der Methode erreicht werden kann, muss sich erst noch zeigen. Der Kritikpunkt: Platzt irgendwann vorher doch unvorhergesehenermaßen der Inflationsknoten, ist die Notenbank damit eines ihrer wichtigsten Instrumente beraubt, oder sie verliert ihre Glaubwürdigkeit, was wiederum selbst ein wichtiges geldpolitisches Kampfmittel ist.

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    Carsten Englert
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    Carsten Englert ist nicht nur Charttechniker sondern auch langjähriger Experte für fundamentale Analysen. Er hat sowohl den DAX-Crash im August 2011 als auch den Kurseinbruch ab April 2012 rechtzeitig vorhergesagt und seinen Lesern massive Gewinne ermöglicht. Seine Empfehlungen und Musterdepots finden Sie im Börsenbrief
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    Verfasst von 2Carsten Englert
    Geldpolitik Kommen wir wieder hin zur Normalität? Die Spannung im Vorfeld der EZB-Sitzung war groß. Schließlich zweifelt der „Junkie“ Börse ob sein „Dealer“ Notenbank ihn noch weiter so üppig mit seiner Lieblingsdroge Liquidität versorgen kann oder besser gesagt will. Es find Anfang der Woche in den USA an. Da hatte der US-Dealer Fed angedeutet, dass er die Lieferung ab September reduzieren könnte. Wenn, ja wenn bis dahin jeden Monat mindestens 170.000 neue Jobs geschaffen wurden. Eine kleine, aber höchst wichtige Einschränkung. Am Donnerstag zitterten die Junkies dann, ob ihnen der europäische Dealer ebenfalls droht.

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