AfD in der Kritik
Buchautor Kemper wirft Vertretern der Alternative für Deutschland Demokratiefeindlichkeit vor
Andreas Kemper, 50, Soziologe aus Münster, kritisiert im Interview mit dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ Mitglieder der Anti-Euro-Partei Alternative für
Deutschland (AfD) wegen ihrer antidemokratischen und homophoben Tendenzen.
„Es wird oft übersehen, dass die AfD nicht nur von dem Ökonomen-Kreis um Bernd Lucke gebildet wurde. Dieser technokratische Flügel hat sich primär auf wirtschaftspolitische Themen wie Euro-Rettung
und Staatsverschuldung eingeschossen. Aber es gibt eine zweite Fraktion, vergleichbar mit der Tea Party in den USA, die mit der AfD ganz andere Themen aufgreifen möchte,“ so Kemper auf die Frage,
was er der Partei in seinem neuen Buch „Rechte Euro-Rebellion“ vorwerfe.
Auf die Frage, was die AfD eigentlich wolle, antwortet Kemper: „Die AfD hat starke Wurzeln im nationalliberalen Lager, das elitäre und homophobe Meinungen propagiert. Vertreter dieses Kreises
äußern sich regelrecht demokratiefeindlich. Vorstandsmitglied Konrad Adam hat etwa schon mal implizit gefordert, Arbeitslosen das Wahlrecht abzuerkennen. Der Ökonom Roland Vaubel,
wissenschaftlicher Berater der AfD, spricht sich für eine „unternehmerfreundlichere Demokratie“ aus, zu Lasten finanziell schwacher Kreise. Und die „Zivile Koalition“ von Beatrix von Storch, die
auf Listenplatz zwei der Berliner AfD steht, kämpft gegen das, was sie als „Minderheiten-Lobby“ der Schwulen und Lesben bezeichnet.“
Auf die Fragen warum sich im offiziellen AfD-Programm dazu nichts finden lasse, entgegnet Kemper: „Natürlich tritt die AfD in ihrem ersten Wahlkampf nicht offen für eine Einschränkung des
Wahlrechts ein. Aber wichtige Wortführer innerhalb der Partei verfolgen dieses Ziel, das ist gefährlich.“