Finanzmärkte
Nach dem Shutdown ist vor dem Showdown – Die Börsen zittern
Was haben die Suche der CDU nach einem Koalitionspartner und damit einer tragfähigen Regierung in Deutschland und der Streit um Haushalt und Schulden in den USA gemeinsam? Beide werden mit Sicherheit ein Ende durch Kompromisse auf beiden Seiten finden, sorgen aber momentan – die deutschen Koalitionsquerelen zugegeben weniger –zunächst einmal für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Diese führt dazu, dass sich potentielle Käufer von Aktien aktuell stark zurückhalten, während nervöse Finger bestehende Positionen auflösen. Das Ergebnis ist heute zu spüren. Da sich über das Wochenende die beiden Kontrahenten in den USA, Demokraten und Republikaner keinen Schritt näher gekommen sind und wir nun schon mittlerweile Tag 7 im Stillstand der US-Behörden schreiben, eröffneten die Börsen rund um den Globus mit Kursverlusten.
Amerikas Zahlungsunfähigkeit ist zumindest eine Theorie, ...
Auch der nächste entscheidende Termin rückt näher ins Bewusstsein der Anleger. Einigen sich Demokraten und Republikaner nicht bis zum 17. Oktober über die Anhebung der aktuellen Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen US-Dollar, wäre die weltgrößte Volkswirtschaft theoretisch zahlungsunfähig. Theoretisch deshalb, weil man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen kann, wann die täglichen Ausgaben des Staates die Einnahmen so übersteigen, dass kein Cent mehr in der Staatskasse ist. Wäre es nicht die USA, sollte man deshalb langsam aber sicher Angst vor einem Sturm der Menschen auf die Banken und ihr Erspartes und einem Stillstand aller Industrien, die mit dem Staat Geschäfte machen, haben. Ende des Monats werden mehrere Milliarden Dollar Zinsen für Staatsanleihen fällig. Fielen diese Zahlungen aus, wäre das Chaos perfekt. Die Zinsen würden dramatisch steigen, US-Staatspapiere wären vergleichbar mit griechischen oder zyprischen Bonds. Wie gesagt, alles wäre möglich, wäre es nicht die USA.
... aber die Praxis sieht anders aus!
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Wir sprechen aber gerade über die Vereinigten Staaten von Amerika, die sich wieder einmal wie in einem guten Hollywood-Streifen vor den Augen der Welt einen Showdown liefern und damit sämtliche Aufmerksamkeit, allen voran der Finanzmärkte, auf sich ziehen. Selbst eine rot-rot-grüne deutsche Bundesregierung würde in diesem Fahrwasser wohl von den Börsen nur mit einem Schulterzucken hingenommen werden. Am Ende wird es aber weder zu rot-rot-grün noch zu einer Pleite der USA kommen, da man sich in den nächsten zehn Tagen (Vielleicht braucht man aufgrund des Spannungsfaktors auch noch ein paar Stunden länger!) wohl zu Kompromissen auf beiden Seiten durchringen und zu einer Einigung in der Anhebung der Schuldengrenze kommen wird. Präsident Obama wird zwar den Forderungen der Republikaner nach Aufschiebung seines Prestige-Projektes Gesundheitsreform nicht nachkommen. Aber vielleicht wird er es am Ende noch einmal aufschnüren und an der einen oder anderen Schraube etwas drehen, um seinem Kontrahenten zu ermöglichen, bei Wahrung des Gesichts die Arena verlassen und einer Anhebung der Schuldengrenze fünf nach Zwölf doch noch zustimmen zu können. Das Thema Haushaltsstreit in den USA wird spätestens am 19. Oktober zwar nicht beendet, aber immerhin bis zum nächsten Termin Mitte Dezember aufgeschoben sein.