Aktien im Fokus
Osram, Siemens, Thyssen und MAN auf dem Sektorprüfstand
Zusatzpower aus München: Seit der Jahresmitte läuft der DAXsector Industrial deutlich besser als der DAX: Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Siemens-Aktie allmählich Fahrt aufnimmt. Wegen der Hoffnung auf einen Konzernumbau unter dem neuen Vorstandschef Joe Kaeser ist das Papier des mit weitem Abstand schwersten Indexmitglieds auf dem Weg nach oben. Die Aktie des zweiten Schwergewichts, EADS, ist schon länger auf Höhenflug. Gefragt waren zuletzt aber auch die Papiere von ThyssenKrupp, MAN, GEA und der ehemaligen Siemens-Tochter Osram. Egmond Haidt hat geprüft, ob noch genug Benzin im Industrietank ist.
Siemens kratzt an der 100 Euro-Marke
Antriebsmotor für den Branchenindex DAXsector Industrial, der 80 hiesige Industriefirmen enthält, ist Siemens. Investoren hoffen, dass der neue Vorstandschef Joe Kaeser, der seit Anfang August Chef von Siemens ist, den Elektronikkonzern energisch umbauen wird, um den Abstand gegenüber Konkurrenten wie dem US-Konzern General Electric zu verkürzen. Zuletzt hatte Henning Gebhardt von der Fonds-Tochter DWS der Deutschen Bank Kaeser zum schnellen Handeln aufgefordert. „Beginnend bei der Struktur, der fehlenden Profitabilität in Teilbereichen und immer neuen Einmalabschreibungen bis zur fehlenden Vision, für was Siemens stehen möchte“, sagte Gebhardt. Da Kaeser ein Siemens-Veteran sei brauche er eigentlich nicht die typischen 100 Tage zur Einarbeitung. Mitte Oktober hatte Kaeser erstmals als Siemens-Chef auf der alljährlichen Führungskräftetagung in Berlin vor 600 Top-Managern gesprochen.
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Kaeser hat schon die ersten Maßnahmen eingeleitet. Der neue Firmenlenker hat einen alten Vertrauten zurück an Bord geholt. Der frühere Strategie-Chef Horst Kayser arbeitet ab November wieder in der gleichen Funktion bei Siemens. Zudem wurde die regionale Organisation des Konzerns neu geordnet und die Aufteilung in Ländergruppen aufgelöst. Durch den Wegfall einer Ebene solle Siemens „einfacher und marktnäher“ gemacht werden, erklärte Kaeser. Investoren warten nun auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13, das im September endete. Sie wird Kaeser am 7. November präsentieren. Mancher Investor hofft, dass der Firmenlenker dann schon Andeutungen über einen kompletten Konzernumbau machen könnte. Analysten prognostizieren für das Geschäftsjahr 2013/14 einen kräftigen Gewinnanstieg auf knapp sieben Euro je Aktie. Das KGV liegt bei 13,4. Investoren sollten jedoch nicht vergessen, dass Siemens in den vergangenen Jahren etliche Male die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt und Investoren mit Gewinnwarnungen geschockt hat. Aktuell nähert sich der Aktienkurs aber der 100 Euro-Marke, die zuletzt im Jahre 2008 erreicht wurde.