Schwacher Start in die Berichtssaison - Seite 2
Die „Bewertungsschere“ ist gefährlich weit geöffnet
Wie bekannt, stiegen aber insbesondere seit 2012 die Aktienkurse (siehe dünne graue Linie im Chart). Die Schere zwischen den an den Börsen eingepreisten und den tatsächlichen Gewinnen ging damit immer weiter auseinander. Der S&P 500 wird dadurch aktuell mit einem recht luftigen KGV von knapp 20 bewertet. In den vergangenen fünf Jahren lag dieser Wert bei knapp 17, und etwas darunter liegt die im Allgemeinen als „fair“ angesehene Bewertung. Das bedeutet also, dass die Kurse inzwischen eine Überbewertung von bis zu 21 % aufgebaut hätten!
Natürlich lässt sich eine Reihe von Gründen anführen, warum dieses Kursniveau dennoch gerechtfertigt ist. So würde selbst das jetzt deutlich reduzierte Wachstum von 6,3 % im vierten Quartal die höchste Wachstumsrate für 2013 darstellen. Diese stieg im vergangenen Jahr von schwachen 3 % von Quartal zu Quartal kontinuierlich an.
Dieser hohe Wert resultiert jedoch zu einem großen Teil aus dem schwachen Vorjahreswert, der insbesondere auf die damals schwachen Finanzwerte zurückzuführen war. Nun sollen die Gewinne der Banken z.B. im vierten Quartal um 20,1 % zulegen, während die restlichen Unternehmen nur auf einen Zuwachs von 3,5 % kommen sollen. Letzteres wäre aber ein Rückgang gegenüber den im dritten Quartal erreichten Plus von 3,9 %.
Bislang ging das Prinzip Hoffnung gut
Aber offensichtlich hoffen Anleger und Analysten immer noch auf den entscheidenden Durchbruch. In diesem Jahr sollen die Gewinne schließlich weiter kräftig zulegen, und zwar auf 9,8 %. Für 2013 werden hingegen nur +4,6 % erwartet. 2015 sollen es sogar weitere 11 % mehr werden.
Dieses Muster kennen wir aber schon aus den vergangenen Berichtsperioden. Egal ob Haushaltsstreit, Fiskalklippe oder Fed-Tapering – immer wurden die Gründe für eher schwache Unternehmensergebnisse als „vorübergehend“ verniedlicht. Die hohen, aber bislang enttäuschten Erwartungen wurden dann einfach in die Zukunft projiziert.
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Das ging bislang erstaunlicherweise trotz der Tatsache gut, dass die Unternehmen neben ihren durchwachsenen Ergebnissen auch keine verheißungsvollen Ausblicke und Prognosen präsentierten. Im Gegenteil: Die sogenannte „Guidance“ war in den vergangenen Quartalen überwiegend negativ und die oben erwähnten Abwärtskorrekturen der Gewinnschätzungen zeigen, dass sich daran auch für das vierte Quartal nichts geändert hat.