Prokon Insolvenz
Millionenverlust für Prokon mit dubiosen Waldgeschäften?
Foto: Susanne Ewald - Fotolia
Vergangene Woche hat der Insolvenzantrag der Prokon Regenerative Energien GmbH erneut einen kräftigen Wind durch die Windkraftbranche geblasen und
Prokon-Genussrechtsinhaber aufschrecken lassen. Zu viele Anleger kündigten in den letzten Monaten ihr Kapital und zu wenig neue Gelder konnte Prokon im Jahr 2013 akquirieren, um Zinszahlungen und
gekündigte Prokon-Genussrechte zu bedienen (Link: Prokon meldet Insolvenz an).
Nun droht dem Unternehmen rund um Firmenchef Carsten Rodbertus neues Ungemach: Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, drohe Prokon der Verlust von 80 Millionen Euro. Hintergrund sei ein
undurchsichtiges 140-Millionen-Euro-Geschäft zum Erwerb von Wald in Rumänien. Zwei Vermittler, die den Kauf einfädelten, hätten zudem Klagen in Höhe von mindestens zwei Millionen Euro gegen Prokon
und einem Partnerunternehmen angekündigt. Grund seien angeblich nicht gezahlte Provisionen für ihre Vermittlungsleistung.
Der Hintergrund: Im Januar 2013 hatten Prokon-Geschäftsführer Carsten Rodbertus und ein Geschäftspartner, die HIT Holzindustrie Torgau OHG, eine Vereinbarung zum Kauf von 43.000
Hektar Wald im Norden Rumäniens unterzeichnet. Als Kaufpreis für das rund 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernte Waldgebiet waren 140 Millionen Euro vereinbart, so die „Welt am
Sonntag“ unter Berufung auf die Vereinbarung. Jedoch soll diese bislang nicht umgesetzt worden sein.
Das Problem: Möglicherweise habe Prokon den Unterlagen zufolge gegen Vereinbarungen verstoßen. Die Geschäftspartner würden jedoch auf ihr Recht bestehen. Zudem könnten die
betreffenden Waldgebiete auf absehbare Zeit nicht verkauft werden, da die staatliche Forstbehörde Romsilva vor Gericht Ansprüche auf diese geltend gemacht und in erster Instanz Recht bekommen habe,
so die „Welt am Sonntag“ weiter.
Nach eigenen Angaben habe Prokon in weiteren Käufen bereits rumänische Waldflächen für knapp 80 Millionen Euro erworben. Das Geld kam aus dem Kapital der Prokon-Anleger. Doch sei es mehr als
fraglich, ob der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Dietmar Penzlin das Geld zurückholen kann, führt die Zeitung aus.
Für den Kauf von Wald in Rumänien haben Prokon-Chef Carsten Rodbertus und seine Geschäftspartner mit der Hit Timber SRL eigens eine Firma in Rumänien gegründet. Rodbertus ist zwar Geschäftsführer,
Gesellschafter aber ist die Firma seiner Geschäftspartner. Diese ist formal unabhängig von Prokon.
Sachwert Wald: Die Prokon Regenerative Energien GmbH verweist unter anderem in dem Hauptprospekt zum Erwerb von Prokon-Genussrechten auf die Werthaltigkeit der Geldanlage in Sachvermögen wie zum
Beispiel Waldflächen. Als sachwerthaltige Biomasse dienen Waldflächen der Absicherung des investierten Genussrechtskapitals, heißt es dort. Im Grunde richtig. Es stellt sich jedoch die Frage, ob
dies vor dem neuen Hintergrund bei Prokon neu bewertet werden müsste.
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Prokon Regenerative Energien:
Über 75.000 Anleger haben gut 1,4 Milliarden Euro in Form von Genussrechten in die Prokon Regenerative Energien GmbH investiert. Laut nicht testiertem Jahresabschluss hat Prokon im Jahr 2012 bei
einem Umsatz von ca. 410 Millionen Euro, einen Verlust in Höhe von rund 171 Millionen Euro eingefahren. Der operative Gewinn lag bei 37 Millionen Euro. Bei Herausrechnung des Genussrechtskapitals
hatte Prokon eine negative Eigenkapitalquote von sieben Prozent.
Inzwischen bringen sich durch die Insolvenz Prokons bereits die ersten Schnäppchenjäger in Stellung: Prokon - Anlagen und Genussrechte im Visier der Schnäppchenjäger.
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