Die Quartalsberichtssaison beginnt mit einem Warnschuss! - Seite 2
Verschärft sich das Margenproblem weiter?
Doch selbst wenn dieses Szenario eintrifft, dann bedeutet dies, dass die Gewinne der Unternehmen um elf Prozentpunkte stärker steigen als die Wirtschaft insgesamt wächst. Auch wenn man berücksichtigt, dass die meisten dieser Unternehmen international tätig sind: Die Weltwirtschaft dürfte bis 2015 bestenfalls kaum mehr als rund 4 % wachsen. Die Diskrepanz zwischen Wirtschafts- und Gewinnwachstum betrüge also immer noch nahe zehn Prozentpunkte.
Ein solches Ungleichgewicht hat jedoch nur Bestand, wenn die Margen der Unternehmen über einen längeren Zeitpunkt steigen können. Das tun aber bereits. Ende 2013 erreichten sie sogar fast exakt wieder den bisherigen Höchstwert von Ende 2011 bei knapp 10,3 % (siehe blaue Kurve in folgender Grafik).
Quelle: Federal Reserve Bank (* lager- und abschreibungskorrigierte Nachsteuergewinne der Unternehmen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
Die angenommenen Gewinnsteigerungen im S&P 500 von 14 % für die kommenden sieben Quartalen bedeuten also nichts anderes, als dass die Analysten davon ausgehen, dass diese Kurve weiter deutlich steigt und sich damit noch mehr von ihrem historischen Durchschnittswert von gut 6,2 % entfernt (rote Linie).
Erster Warnschuss an den Aktienmärkten
Fazit: Ein weiterer Anstieg ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich, da wichtige Faktoren, die für den bisherigen Anstieg verantwortlich waren (z.B. die Ausnutzung von Steuervermeidungsstrategien), ausgereizt sind oder ihre Wirkung verlieren.
Mit der Normalisierung der Geldpolitik, die in den USA Ende 2013 eingeläutet wurde, dürften sich die Anleger daher wieder verstärkt auf die fundamentalen Rahmenbedingungen konzentrieren. Und dabei könnte ihnen auffallen, dass viele Aktienmärkte inzwischen zwar ambitioniert bewertet, aber diese Bewertungen möglicherweise nicht nachhaltig sind.
Lesen Sie auch
Vielleicht war der Kursrückgang an den US-Börsen am Freitag bereits ein Warnschuss in diese Richtung. Sie sollten also die nun beginnende Berichtssaison aufmerksam verfolgen. Die Antworten auf zwei Fragen sind dabei besonders wichtig: Wie optimistisch zeigen sich die Unternehmen für den weiteren Jahresverlauf? Und wie reagieren die Anleger auf diese Prognosen? Wenn trotz scheinbar guter Ausblicke die Kurse tendenziell fallen, ist dies ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Hoffnungen der Anleger enttäuscht werden. Das könnte die – lang erwartete – größere Konsolidierung nach fünf Jahren Bullenmarkt einläuten.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)