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     1753  0 Kommentare Verführerische Renditen

    Am Anfang war es nur ein Gerücht. Mitte Juni stellte das Erotikunternehmen Beate Uhse aber klar: Ja, wir begeben eine Mittelstandsanleihe. Das Volumen soll sich auf bis zu 30 Mio. Euro belaufen. Angehängt an den fünf Jahre laufenden Bond (WKN: A12T1W) ist ein Kupon von 7,75 Prozent. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 4. Juli. Das Rating von Euler Hermes: BB–. Wirklich Vertrauen erweckend sieht diese Einschätzung nicht gerade aus. Bedeutet sie doch noch nichts anderes, als dass schon eine negative Geschäftsentwicklung dazu führen kann, dass der Bond nicht mehr vernünftig bedient wird. Damit sollte klar sein: Die Beate Uhse-Anleihe ist kein Ponyhof. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, mussten zuletzt eine ganze Reihe von Mittelstandsanleihen-Inhabern erfahren. Mox Telecom und MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke sind nur einige Beispiele.

    Für Beate Uhse soll nach gefühlten 1000 Umstrukturierungen im laufenden Jahr nun endlich die Phase des Wachstums eingeläutet werden. Ziel von Vorstandschef Serge van der Hooft ist es, aus Beate Uhse ein E-Commerce-Unternehmen zu formen, bei dem besonders Frauen gern einkaufen. Im stationären Geschäft setzen die Flensburger ebenfalls auf ein sauberes Image und ziehen sich aus den Schmuddelecken in Bahnhofsgegenden zurück. Bis Ende 2014 sollen die wichtigsten Läden komplett umgebaut sein. Das Umsatzziel für das laufende Jahr liegt bei 145 bis 150 Mio. Euro. Dabei soll ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 5 bis 7 Mio. Euro herausspringen. Zur Einordnung: 2013 erlöste Beate Uhse 142 Mio. Euro und zeigte ein Betriebsergebnis von 3,4 Mio. Euro.

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    An der Börse konnte der von 1999 bis 2003 sogar im MDAX gelistete Konzern mit diesen Aussichten bislang allerdings nicht wirklich punkten. Seit einem Jahr tritt die Notiz – wenn auch mit heftigen Schwankungen – per saldo auf der Stelle. Nicht blenden lassen sollten sich Anleger vom Penny-Stock-Niveau: Angesichts von mehr als 78 Millionen Aktien im Umlauf, steht der Kurs von gegenwärtig 0,70 Euro für eine Marktkapitalisierung von 54,3 Mio. Euro. So klein wie es der Aktienkurs vermuten lässt, ist der Titel also gar nicht. Aufgefressen werden die operativen Ergebnisse allerdings von der enormen Zinsbelastung. 2013 lag das Finanzergebnis bei immerhin minus 2,06 Mio. Euro. Kein Wunder, dass Firmenlenker van der Hooft rund die Hälfte des erhofften Emissionserlöses aus der Anleihe in die Rückführung von Krediten stecken will – insbesondere gegenüber der ING Bank und der Dutch Omnes Beate Uhse B.V. Weitere 40 Prozent sollen für die weitere Expansion verwendet werden, den Rest will der Manager für die Stärkung der Marke investieren.

    Im ersten Jahresviertel zeigte Beate Uhse bereits, dass sich die Zahlen in die gewünschte Richtung bewegen. Sowohl Umsatz als auch EBIT kamen voran. Nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit für ein Unternehmen, das lange Zeit ein klassischer Internet-Verlierer war. Zwar ist das Netz voll mit Erotikangeboten, aber eben auch für Kunden, die nichts dafür zahlen wollen. Noch lässt sich schwer sagen, ob die von van der Hooft „gesellschaftlich akzeptierte Neuausrichtung unserer Traditionsmarke“ tatsächlich von Erfolg gekrönt sein wird. Noch sehen die Börsianer in Beate-Uhse kein hippes E-Commerce-Unternehmen à la Zalando. Doch die Uhren werden offenbar noch einmal neu gestellt. Bereits zum Börsengang im Mai 1999 wollten die Emissionsberater den Sex-Konzern als heißen Internetwert positionieren. Das ist rückblickend komplett gescheitert. Zwar schoss der Titel gegenüber dem Emissionskurs von 7,20 Euro gleich auf 13,60 Euro und wenig später sogar auf mehr als 20 Euro. Doch das war es dann bereits mit der Herrlichkeit.

    Heute wären die Anleger bereits froh, wenn das Papier die Marke von 1 Euro zurückerobern würde. Wer an die Marke glaubt, kann die Internetwette Beate Uhse erneut eingehen. Bewertungstechnisch liegen zwischen damals und heute Welten: 2000 erzielt das Unternehmen ein EBIT von knapp 14 Mio. Euro und war an der Börse fast 800 Mio. Euro wert. Heute gibt es die Aktie für weniger als das Zehnfache des für 2014 erwarteten EBIT. 2000 lag dieser Faktor bei erstaunlichen 57. Dennoch: Der Titel ist noch immer ein ganz heißer Zock mit hohem Risiko. Für boersengefluester.de sieht er jedenfalls interessanter aus als die Anleihe.

    Erstellt von Gereon Kruse und unserer Partnerseite www.boersengefluester.de

    Fotoquelle: Beate Uhse AG




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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Verführerische Renditen Am Anfang war es nur ein Gerücht. Mitte Juni stellte das Erotikunternehmen Beate Uhse aber klar: Ja, wir begeben eine Mittelstandsanleihe. Das Volumen soll sich auf bis zu 30 Mio. Euro belaufen. Angehängt an den fünf Jahre laufenden Bond (WKN: …

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