Geschlossene Investmentvermögen
Neuer Standard zur Erstellung von Performance-Berichten
Was sagt der Lebenslauf über die Qualifikation eines Menschen aus? Offenbar eine Menge, denn jeder Personalchef studiert die Vita eines Job-Bewerbers ausführlich. Wer seine Vergangenheit türken will, muss Zeugnisse fälschen - und so etwas fällt meistens auf.
Was für Mitarbeiter der Lebenslauf, war für die Fondsinitiatoren bislang die Leistungsbilanz. Sie enthielt interessante Informationen über den Anbieter. Laufen die früheren Fonds wie geplant? Wo hat der Initiator das Ziel verfehlt? Gibt es nachvollziehbare Gründe dafür? Hat ein Anbieter in der Vergangenheit gut gearbeitet, sollte er das auch künftig machen. Das war die Theorie hinter der Leistungsbilanz.
Seit wenigen Wochen ist sie Geschichte. Der Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen (BSI) hat einen neuen „Standard zur Erstellung von Performance-Berichten“ erarbeitet, um die Qualität seiner Mitglieder und der übrigen Anbieter zu messen. Der früher übliche Soll-Ist-Vergleich entfällt dabei.
Ich gebe zu, dass die Prognose häufig für bare Münze genommen wurde, was der Realität bei unternehmerischen Sachwertinvestitionen widerspricht. Es geht aber nicht um Abweichungen von einem oder zwei Prozentpunkten, sondern darum, ob der jeweilige Initiator sein Geschäft grundsätzlich versteht. Schließlich arbeitet er mit dem Geld fremder Leute.
„Tatsächliche Erfolge oder eben auch Verlustbringer können auch bei geschlossenen Investmentvermögen erst am Ende der Laufzeit tatsächlich beurteilt werden“, kommentiert der BSI seinen neuen Standard. Das stimmt. Richtig ist aber auch, dass es in der Regel frühzeitige Anzeichen für die Fehlentwicklung von Fonds gibt. Hinkt ein Beteiligungsmodell seiner Prognose erst einmal hinterher, dürfte es die Lücke nur in Ausnahmefällen wieder schließen. Passiert so etwas häufig, ist Vorsicht angebracht.
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Ihr Markus Gotzi,
Chefredakteur "Der Fondsbrief"