Hüfners Wochenkommentar
"Vier Gründe weshalb die Investitionslücke doch sehr schlimm ist"
8. Juli 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt).Das größte Problem der deutschen Wirtschaft ist derzeit nicht – wie manchmal suggeriert wird – die Einführung der Rente mit 63 oder die niedrige Preissteigerung. Es ist, dass zu wenig investiert wird. Deutschland tut zu wenig für seine Zukunft.
Dabei geht es nicht nur um Straßen oder Brücken. Das lässt sich vergleichsweise einfach lösen, indem der Staat mehr Geld in die Hand nimmt. Es geht vor allem um die Unternehmen. Ihre Ausgaben für Maschinen und Ausrüstungen haben sich gemessen am BIP in den letzten 25 Jahren fast halbiert.
Ausrüstungsinvestitionen in Prozent des BIP, Deutschland; Quelle: Bundesbank
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Die Entwicklung vollzog sich unabhängig von Konjunkturschwankungen. Auch die außerordentlich niedrigen Zinsen, die hohen Kassenbestände der Firmen und die Ersparnisse der privaten Haushalte in den letzten Jahren haben daran nichts geändert. Das kann man nicht einfach mit etwas mehr Geld in Ordnung bringen. Der kleine Anstieg der Quote im ersten Quartal ist erfreulich, sollte aber nicht überbewertet werden. Er ist konjunkturell bedingt.
Eigentlich müssten da die Alarmglocken schrillen. Die Wirtschaftspolitik müsste alle Hebel in Bewegung setzen, um die Entwicklung zu drehen. Warum geschieht das nicht? Hier ein paar Gründe dafür und auch die Argumente, warum sie nicht stichhaltig sind.
Erstens wird die Existenz der Investitionslücke vielfach geleugnet. Sie sei nur eine statistische Fiktion. Denn mit dem technischen Fortschritt würden die Preise für Maschinen und Ausrüstungen immer billiger. Sinkende Ausgaben signalisieren daher nicht, dass die Unternehmen real weniger investieren, sondern nur, dass sie für das Gleiche nicht mehr so viel ausgeben müssen.
Das ist falsch. Untersuchungen zeigen, dass die Investitionsquote auch in preisbereinigter Rechnung zurückgeht. Nur nicht ganz so stark. Noch wichtiger aber ist: Die Zahlen werden hier lediglich brutto angegeben. Die Abschreibungen werden also nicht berücksichtigt. Rechnet man netto, also nach Abzug der Abschreibungen, dann sieht alles noch viel dramatischer aus. Nach Berechnungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau sind die Nettoinvestitionen der Großunternehmen bereits seit Jahren negativ. Das heißt, der Maschinenpark wird per Saldo abgebaut. Bei Klein- und Mittelunternehmen ist die Situation noch nicht ganz so schlimm. Hier gibt es nach wie vor zusätzliche Kapazitäten. Es werden aber immer weniger.