Wiederholt sich 2012er-Phänomen bei Apple?

Unter den Dickschiffen bleibt auch Apple ein heißes Thema. Gestern sackte die Aktie deutlich ab, bis zu 25 Mrd. Dollar an Börsenwert wurden vernichtet. Als Begründung dienen Gewinnmitnahmen, und eine negative Studie von Pacific Crest. Zugleich rücken wieder Erinnerungen an das Kursverhalten nach der Präsentation des iPhone 5 in den Vordergrund. Damals kam das 600 Mrd. Dollar-Schwergewicht kräftig unter Druck. Fundamental ist Apple für viele eine Glaubensfrage, mancher argumentiert, dass der Konzern eine einzige Cash-Cow ist und bleiben wird, deshalb auch Bewertungen oberhalb von 600 Milliarden Dollar locker durchgehen. Wir sind da skeptischer, sehen Apple beim Chance-Risiko-Verhältnis so wie 2012 schon verdammt gut bezahlt. Doch objektiver ist die Charttechnik – Franz-Georg Wenner blickt im Quick-Check auf die Aktie. Die ausführliche Analyse gab es schon am Mittwoch Abend in unserem Webinar, auch heute werden wir aber parallel zum EZB-Entscheid nochmal einen Seitenblick auf Apple wagen.

Blaupause zum iPhone5?

Rund 80 Prozent Kursgewinn seit dem Sommer-Tief 2013 und 23 Prozent im laufenden Jahr sind eine klare Ansage. Die Apple-Aktie hat sich in den vergangenen Monaten beeindruckend zurückgemeldet, vor wenigen Tagen wurde auch das ehemalige Rekordhoch aus dem Markt genommen. Tönt sehr bullisch, aber wie so häufig an der Börse sollte man aufpassen, wenn die Euphorie zu groß wird. Das gilt auch für Apple.

Apple über drei Jahre

Vorschlusslorbeeren erhielt der Kurs zuletzt vor allem mit Blick auf die große Show am 9. September. Die Erwartungen an das neue iPhone-Modell sind hoch, Informationen des “Wall Street Journal” zufolge wurden bereits für die erste Produktionsrunde 70 bis 80 Millionen Einheiten bestellt. Dies wäre deutlich mehr als bei den vorherigen Versionen. Analyst Amit Daryanani von RBC Capital Markets rechnet mit zehn Millionen verkaufter Geräte am ersten Wochenende. Vom iPhone 5S gingen in den ersten Tagen neun Millionen Stück über den Tresen, bisher erzielte jedes neue iPhone einen besseren Start als das Vorgängermodell. Daryanani erwartet den Verkaufsstart am 19. September.

Allerdings wäre es nicht überraschend, wenn nach der Präsentation die Stimmung kippt. Rückblick: Nachdem am 12. September 2012 das iPhone 5 vorgestellt wurde, kletterte die Aktie noch um rund vier Dollar, danach setzte eine lange Korrektur ausgehend von 100 Dollar bis auf 55 Dollar ein. Auch jetzt besteht ein erhöhtes Risiko. Wer seit einigen Monaten investiert ist, sitzt auf dicken Buchgewinnen. Zudem hat die Aktie den oberen Bereich einen Aufwärtskanals erreicht, der bei rund 105 Dollar verläuft. Nicht nur die Höhe der gestrigen Verluste stimmt vorsichtig. Auch der kräftige Volumenanstieg – rund 11,6 Mrd. Dollar im Vergleich zum 100 Tagedurchschnitt von 4,4 Mrd. Dollar – deutet auf eine mögliche Top-Bildung. Kurzfristig ist der Wert klar überkauft, der Abstand zur 200-Tage-Linie von derzeit 17 Prozent liegt auf einem Niveau, von dem aus in den vergangenen zwei Jahren mehrfach eine Konsolidierung einsetzte. Unterstützungen liegen um 90 und 82 Dollar.