Bilfinger und Adidas – Comebackträume
Nachdem die Adidas-Aktie von der Gewinnwarnung Ende Juli wie von einem Golfschläger getroffen worden war, hat sich das Papier zuletzt deutlich erholt. Für Anleger, die auf die Gegenbewegung gesetzt hatten, hat sich der Mut ausgezahlt. Im MDAX sind mit Bilfinger und Südzucker zwei Unternehmen seit Jahresanfang um jeweils rund 40 Prozent eingebrochen. Haben die Investoren diese Aktien möglicherweise auch zu stark abgestraft?
Der Druck auf Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer wächst deutlich: Laut einem Magazinbericht erwägen als aggressiv geltende angelsächsische Finanzinvestoren einen Einstieg bei dem weltweit zweigrößten Sportartikelhersteller. Angeblich machen die Hedgefonds Hainer für die Probleme des Konzerns verantwortlich. Der Firmenlenker hatte Ende Juli mit einer herben Gewinnwarnung Investoren schockiert. Der Konzern hatte die Russland-Krise ebenso unterschätzt wie das schwache Golf-Geschäft in den USA. Die ursprünglichen 2015er-Ziele hat Hainer gleich einkassiert.
Unabhängig davon, ob es tatsächlich zu einem Einstieg der Hedgefonds kommt, muss der Firmenlenker den Konzern zügig umbauen, um wieder in die Erfolgspur zurückzukehren. Investoren erwarten, dass Hainer die Delle ausbügeln und 2015 den Gewinn kräftig steigern wird. Nach der jüngsten Kurserholung ist das 2015er-KGV auf 16,6 gestiegen. Damit liegt es deutlich über dem des DAX von rund zwölf. Das zeigt, dass die Erwartungen der Adidas-Investoren immer noch ziemlich hoch sind.
Dritte Gewinnwarnung in Folge von Bilfinger
Hingegen hat Bilfinger zuletzt eine Menge Vertrauen bei Investoren verspielt. Interims-Chef Herbert Bodner hatte Anfang September die Ergebnisprognose kräftig gesenkt, nachdem sein Vorgänger Roland Koch wenige Wochen zuvor wegen zweier Gewinnwarnungen innerhalb weniger Monate seinen Hut nehmen musste. Der Konzern leidet darunter, dass Aufträge für Konstruktion und Wartung von Kraftwerken wegen der Energiewende wegbrechen. Zudem laufen die Industriedienstleistungen schlechter als erwartet. Ein weiteres Problem ist, dass im Zuge der Umstrukturierung vom Bau- hin zum Dienstleistungskonzern viele Managementpositionen neu besetzt worden sind.
Lesen Sie auch
Die stärkere Zentralisierung habe zu Reibereien im Team geführt, weshalb es nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagiert habe. Bodner gab sich dennoch zuversichtlich, dass 2014 eine „einmalige Situation“ sei und der Gewinn künftig steigen werde. Die Strategie, sich verstärkt als Dienstleister für Wartung rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien zu fokussieren, ist viel versprechend. Denn das Geschäft ist weniger zyklisch, dafür aber renditeträchtiger. Laut den Schätzungen der Analysten soll Bilfinger im nächsten Jahr den Gewinn je Aktie um zwei Drittel auf 4,50 Euro je Aktie steigern. Mit einem KGV von 10,6 ist das Papier nicht teuer. In den nächsten Wochen könnten Investoren allmählich mit den Spekulationen beginnen, welche Mittelfristziele Bodner möglicherweise auf dem Analystentag am 28. November vorstellen könnte. Das könnte für eine Trendwende bei dem Papier sorgen.