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    Hüfner  339  0 Kommentare "Aktien immun gegenüber der Geopolitik?"

    2. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Was mich schon lange umtreibt: Überall in der Welt wird geschossen und es gibt Konflikte, die kaum unterhalb der Schwelle eines Krieges sind. Da müsste man doch annehmen, dass sich die Anleger an den Kapitalmärkten mit Investments zurückhalten. Die Aktienkurse müssten fallen. Was aber passiert, ist genau das Gegenteil. Die Hausse an den Börsen hat sich zwar verlangsamt, die Kurse brechen aber nicht ein. Irgendetwas passt da nicht zusammen.

    Zunächst zu den Fakten. Die Angst der Anleger vor geo­politischen Risiken ist nicht ganz leicht zu messen. Es liegt nahe, dazu die Entwicklung der Aktienkurse heran­zuziehen. Das führt jedoch leicht zu Fehleinschätzun­gen, weil die Kurse von vielen, ganz unterschiedlichen  Faktoren beeinflusst werden. Ein besserer Indikator sind die Schwankungen der Aktienkurse, also die Volatilität. Wenn sie gering ist, sind die Anleger ruhig und ent­spannt. Wenn sie hoch ist, zeigt das, dass sie nervös sind und Angst haben. Volatilitätsindizes werden daher oft auch als Angstbarometer bezeichnet.

    Der bekannteste solche Index ist der VIX. Er misst die Volatilität der Kurse des US-amerikanischen S&P-Index. In der Grafik habe ich seine Entwicklung in den letzten 25 Jahren dargestellt. Das Bild spiegelt die Krisen in dieser Zeit wider. Es begann 1990 mit den Unruhen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das war relativ harmlos. Zehn Jahre später dann die Asienkrise, die Zahlungs­unfähigkeit Russlands, die Attentate vom 11. September in New York und der dritte Golfkrieg. Der VIX ging steil nach oben. 2008 kam die große Finanzkrise und an­schließend die Eurokrise. Der Index schlug noch stärker aus.

    Die gemessene Angst: Voliatilität des S&P 500 (VIX)
    Huefner Grafik 141002
    Quelle: Bloomberg

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    Gemessen daran könnte man den Eindruck haben, als lebten wir heute in der besten aller Welten. Der Index ist so niedrig wie in den schönsten Friedenszeiten. Er ist zwar in den letzten vier Wochen etwas gestiegen, liegt  aber noch weit unter den früheren Krisenniveaus.

    Das kann nicht richtig sein. Fast könnte man meinen, die Börsen hätten die Krise verschlafen. Manche erklären das damit, dass die Aktienkurse eben nicht von der Poli­tik beeinflusst werden. "Politische Börsen haben kurze Beine", sagt man. Das trifft auf die aktuelle Situation aber nicht zu. Die gegenwärtigen Krisen sind keines­wegs nur politisch. Sie haben erhebliche wirtschaftliche Wirkungen. Russland ist tief in die Rezession gerutscht und fällt als Partner im Welthandel weitgehend aus. Es gibt Sanktion zwischen West und Ost, die vielen Unter­nehmen weh tun. Der Handel mit dem Nahen Osten ist gestört.

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