Egbert Prior
Ludwig Beck mit hohen stillen Reserven
Das ist wohl ziemlich einmalig in der Kaufhauslandschaft. Knapp 9% Gewinnmarge. Nach Steuern. Wie ist das möglich? Wir sprechen mit Finanzvorstand Dieter Münch. Statt einem Wildwuchs an Filialen konzentriert sich Ludwig Beck auf ein Kaufhaus in Spitzenlage am Münchener Marienplatz. Mehr als 20.000 Passanten. Stündlich. Als weitere Erfolgsfaktoren führt CFO Münch an: Konsequentes Kostenmanagement, Qualitätssortiment, hohe Produktivität der Mitarbeiter, die ihre Kunden intensiv beraten. Hauptzielgruppe zahlungskräftige Damen zwischen 30 und 60 Jahren. Die konservative Geschäftspolitik schafft Werte. Größter Schatz: Die Immobilie am Marienplatz steht mit 71 Millionen in der Bilanz. Wertansatz aus dem Jahr 2001. Seitdem sind in München allein die Grundstückspreise um 50% gestiegen. So gesehen ergeben sich stille Reserven in Höhe von ungefähr 35 Millionen. Bei dieser Betrachtung wäre der aktuelle Börsenwert von 111 Millionen Euro nahezu durch den Buchwert abgedeckt. Vor diesem Hintergrund bleibt Finanzchef Münch ganz entspannt, wenn er auf die aktuelle Situation des Einzelhandels kommt. Die Stimmung sei seit dem letzten Weihnachtsgeschäft schlecht, im bisherigen Jahresverlauf schrumpften die Umsätze. Ludwig Beck lag aber in den letzten Jahren stets besser als die Branche. So rechnet Münch für 2014 mit einem geringfügigen Umsatzanstieg, der Gewinn soll in etwa Vorjahresniveau erreichen. 2013 gingen 102 Millionen durch die Bücher, Jahres-überschuß 7,4 Millionen. Impulse erwartet sich Münch von einer neugestalteten Herrenabteilung, die mehr Fläche bietet und so ein „up trading“ des Sortiments möglich macht. Unter dem Dach das Kaufhauses befindet sich auch eine Musikabteilung, die das größte Angebot von Klassik-CDs in Europa bieten soll. Im Internet sind die Münchener mit einem Onlineshop für Kosmetik vertreten. Dividende zuletzt 50 Cent. Erhöhung nicht ausgeschlossen. KGV schätzungsweise 14. Dominierender Aktionär ist mit 75% Hans Rudolf Wöhrl. Zum Modeunternehmen Wöhrl, das der Nürnberger Kaufmannsfamilie gehört, bestünden aber keine engeren geschäftlichen Verbindungen, betont Münch. Fazit: Kaufen und liegenlassen.