DER SPIEGEL und sein Gefühl für Gold
Schwachsinn wird nicht besser, nur weil man ihn dauernd wiederholt. Er wird auch nicht besser, wenn er in großen Magazinen veröffentlicht wird. In einem Beitrag zur AfD lässt sich der Spiegel in dieser Woche darüber aus, warum das Timing für den Goldshop der AfD womöglich schlecht gewesen sein könnte. Ganz abgesehen davon, dass von Timing nie die Rede gewesen ist, erläutert der Spiegel, dass Gold nicht gefragt sei weil “die FED seit einem Jahr behutsam begonnen hat, die Finanzmärkte auf Entzug zu setzen” und deshalb Inflation nicht mehr das große Thema sei.
Erstens – die FED hat erst vor wenigen Tagen ihr Anleihenkaufprogramm beendet, von einem Entzug allerdings kann man, wenn überhaupt, erst seit Kurzem sprechen. Denn seit Anfang 2013 ist das monatliche Kaufvolumen von anfangs 85 Mrd. Dollar zwar nach und nach reduziert worden, an der Nadel des billigen Geldes, sprich der Null- oder Niedrigzinsen, hängt die USA aber bisher immer noch. Zweitens – die Zinsen in den USA sind auf Niedrigstniveau und für das konjunkturelle Umfeld eigentlich viel zu niedrig. Dies nimmt man aber in Kauf, da die US-Wirtschaft ohne Niedrigzinsen sofort wieder ins Trudeln gerät. Drittens – Inflation ist keinesfalls aus der Welt. Im Gegenteil, die FED versucht im Grunde alles, um Inflation zu kreieren, ist vermutlich wenig erfreut darüber, dass beispielsweise die Saudis ihr Öl im Preis drücken, was in den USA ebenfalls die Preis sinken lässt. Viertens – der Spiegel erwähnt mit keinem Wort EZB und Bank of Japan.
Dort wird Geld gedruckt bis der Arzt kommt und es könnte in den kommenden Monaten noch viel mehr werden. Deflationssorgen können rasch in Inflationsängste kippen. Fünftens – einen Einstiegszeitpunkt bei Aktien oder auch Gold damit schlecht zu reden, dass der Basiswert gerade “nicht en vogue” sei, kann nur jemand liefern, der selbst nicht investiert. Bei 1.900 US-Dollar war Gold verdammt stark “en vogue”. Wer schon immer Gold haben wollte, der kauft sicherlich besser zu 1.150 als zu 1.950 Dollar und dies gilt auch dann, wenn man Gold prinzipiell für ein schlechtes Investment hält, angesichts fehlender Dividenden etc. Sechstens – ob der Gold-Verkauf der AfD mit dem Parteiengesetz konform geht, das prüft die Bundestagsverwaltung.
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Andere Parteien erzielen Erlöse jedoch auch durch den Verkauf von Gütern und Werbemitteln aller Art. Dass das AfD-Gold teuer ist, haben wir jüngst belegt. Eines muss man fairerweise aber hinzufügen – es ist vermutlich die sinnvollere und nachhaltigere Anlage als beispielsweise ein Stempel, den die Grünen anbieten. Da würde die große Mehrzahl der Männer UND der Frauen sich vermutlich lieber ein Gramm Gold unters Stempelkissen legen.