Charttechnik mit dem Hang zur Perfektion
Der DAX zeigt sich gestern ein wenig verschnupft. Das hat zwei Gründe: Der erste ist, dass bei den US-Indizes, insbesondere beim S&P500, nach dem neuen Allzeithoch bisher keine Anschlusskäufe zu erkennen sind, die einen Dynamikzuwachs verursachen. Doch eben diese Anschlusskäufe und die steigende Dynamik nach dem Bruch eines derart wichtigen Widerstandes sind ein Kriterium, um die Qualität des Ausbruchs zu bestimmen. Und hier geht es wieder um ein paar Prozentpunkte an Wahrscheinlichkeit.
Kurz: Der S&P500 hat sein Hoch genommen, das ist ein bullishes Zeichen. Dieses wird aber erst dann wirklich signifikant, wenn es zu Anschlusskäufen und damit erkennbarer Aufwärtsdynamik kommt.
Und so blieben die Anleger gerade beim DAX gestern skeptisch. Damit zeigt sich überdies um ein weiteres Mal, dass er immer noch im Vergleich zu den US-Indizes zur Schwäche neigt.
Wie ist also der Ausbruch des S&P500 zu bewerten?
Um die Situation insgesamt zu begreifen, muss man den längerfristigen Chart des S&P500 bemühen. Dazu der Aufwärtstrend des S&P500 seit 2009 (in einer neuen Version).
Daran wird sofort deutlich: Der S&P500 kämpft eben nicht nur mit der 2.000er Marke, sondern auch mit der oberen Begrenzung seines Aufwärtstrendkanals (auch wenn es in der verkleinerten Version des Charts nicht so aussieht, aber es sind aktuell noch einige Punkte Luft bis zu der oberen blauen Linie). Und das ist der zweite Grund: Diese Linie begrenzt den US-Index zurzeit noch. Es geht damit eben nicht nur um die Frage, ob nur die 2.000er Marke als psychologisch wichtiger Widerstand nach oben gebrochen wird, sondern auch darum, ob es zu einer Trendbeschleunigung kommt.
Trendbeschleunigung als Jahresendrally?
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Einen weiteren, steileren Trendkanal, der mittlerweile durch viele Auflagepunkte eine hohe Relevanz hat, habe ich hier ebenfalls eingezeichnet (grüner Trendkanal). Auch innerhalb dieses Kanals befindet sich der S&P500 nahe der oberen Begrenzung.
Um also nachhaltiger zu steigen, müsste der S&P500 eine deutlichere Trendbeschleunigung erkennen lassen, die dazu führt, dass diese beiden Trends nach oben gebrochen werden. Das ist natürlich nicht so einfach. Da wir uns aber im Bereich des Jahresendes befinden, gibt es viele unterstützende Kräfte im Markt. Insbesondere die großen institutionellen US-Anleger werden wohl alles tun, um zumindest einen Einbruch zum Jahresende zu verhindern. Denn das würde die Jahresperformance zusammenbrechen lassen und damit die Boni schmälern.