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    Negativzinsen  10027  3 Kommentare Strafzinsen auf Bankguthaben - Dammbruch oder ökonomisches Verhalten?

    Lange Zeit galt: Bringe ich mein Geld zur Bank, bekomme ich was dafür. Schließlich arbeitet die Bank auch mit meinem Geld. Doch der Grundsatz wird im Zuge der Euro- und Bankenkrise heftig durchgeschüttelt. Das einstige Prinzip von der Vermehrung von Geld wurde abgelöst von dem Modell des Schwundgeldes.

    Deutsche Kreditinstitute beginnen nach und nach, Strafzinsen auf Bankguthaben zu erheben. Erst die Skatbank aus Altenburg: Bankkunden, die mehr als 500.000 Euro auf ihrem Tagesgeldkonto bzw. mehr als zwei Millionen Euro auf ihrem Girokonto haben, dürfen ab November 0,25 Prozent Strafzins berappen (wallstreet:online berichtete). Dann folgte die Commerzbank: Das zweitgrößte Kreditinstitut Deutschlands erklärte am Mittwoch, voraussichtlich bereits ab Dezember vermögenden Kunden eine sogenannte Guthabengebühr zu berechnen. Die Höhe des Strafzinses wolle die Commerzbank mit den betroffenen Kunden jeweils individuell aushandeln (siehe: Commerzbank erhebt Negativzinsen auf Bankguthaben - Wen betrifft der Strafzins?).

    WGZ Bank - der nächste Dominostein

    Nun folgt mit der Düsseldorfer WGZ Bank bereits das nächste Kreditinstitut, das Strafzinsen auf Bankguthaben erhebt. Ebenso wie bei der Commerzbank und der Skatbank seien davon vorerst nur Großkunden betroffen. "Die WGZ Bank berechnet ausschließlich institutionellen Kunden - und davon nur einem geringen Teil - negative Zinsen. Andere Kundengruppen werden derzeit nicht belastet,“ sagte eine Sprecher der Bank gegenüber der "Rheinischen Post“. Die WGZ Bank ist die Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen.

    Die Begründung ist immer gleich: Die Belastung der Kreditinstitute durch den negativen Einlagenzins, den die Europäischen Zentralbank (EZB) auf Einlagen bei ihr erhebt. Derzeit kassiert die EZB von Banken 0,2 Prozent Zinsen, wenn diese Geld bei ihr parken. Nach und nach scheint dieser von den Banken an die Kunden weitergereicht zu werden.

    Deutsche Bank: Strafzinsen auf Sparkonten werden Realität

    Anfang November warnte die Deutsche Bank deutsche Sparer, Negativzinsen dürften bald die Regel sein (siehe: Deutsche Bank warnt Sparer - Strafzinsen auf Sparkonten werden Realität). So erklärte Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management, dass Negativzinsen aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB bald keine Seltenheit mehr sein würden. Was bislang nur für Geschäftskunden gelte, werde auch bald auch Privatkunden treffen.

    Aktuell beschwichtigt Deutsche-Bank-Finanzchef Stefan Krause, die Bank sehen noch keinen allgemeinen Trend zu Strafzinsen. "Ich glaube schon wegen des psychologischen Moments nicht, dass es Negativzinsen für Sparer geben wird,“ zitiert die Nachrichtenagentur dpa-AFX den DB-Finanzchef. Derzeit gehe es eher um Guthaben von Großkunden. Es sei die Frage, wie lange die Banken die Rechnung noch zahlen könnten, da sie selbst für kurzfristige Einlagen bei der Europäische Zentralbank (EZB) drauflegen müssen (siehe: Deutsche Bank erwartet keinen Trend zu Strafzinsen für Privatkunden).

    Sparkasse fordert gar staatliche Anreize zum Sparen

    Strafzinsen auf Sparguthaben wie bei der Skatbank seien für die Sparkassen tabu, erklärte jüngst der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon: „Negativzinsen auf Spareinlagen wird es bei den Sparkassen nicht geben.“ Zugleich forderte er von der Bundesregierung mehr staatliche Anreize zum Sparen wie zum Beispiel eine deutliche Verbesserung der vermögenswirksamen Leistungen. (siehe: „Negativzinsen auf Spareinlagen wird es bei den Sparkassen nicht geben“)

    Dammbruch oder ökonomisches Verhalten?

    Der Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbandes BdB, verteidigte die Schritte einzelner Kreditinstitute, Strafzinsen auf Bankguthaben zu fordern: "Das ist kein Dammbruch, das ist normales ökonomisches Verhalten,“ zitiert dpa-AFX Bankenverbandschef Michael Kemmer. Es sei keine Überraschung, dass die Negativzinsen der EZB bei großen Beträgen durchgereicht würden. Allerdings dürfte dies nur auf Großkunden zutreffen: "Der Wettbewerb ist so stark, dass ich nicht glaube, dass das auch Privatkunden treffen wird."

    Anders sieht das der Vorsitzende des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland, UBS-Manager Stefan Winter: "Auf Dauer kann man nicht ausschließen, dass das beim Retailkunden (Privatkunden) ankommt." Zunächst aber würden viele Banken versuchen, größere Guthaben anders zu bepreisen, um ihre eigenen Kosten zu decken.

    Verbraucherschützer warnen vor überstürzten Kündigungen

    Verbraucherschützer rechnen nicht mit Strafzinsen für kleinere Guthaben. "Verbraucher würden ihr Geld dann schnell bei einer anderen Bank aufs Sparkonto legen", sagte Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie gebe aber zu bedenken, dass die geplanten Strafzinsen für große Bankguthaben auf anderem Wege auch Verbraucher treffen können: "Hinter einem Investmentfonds, der für seine Einlagen Negativzinsen zahlen muss, stehen auch Gelder von Privatanlegern", erklärte sie. "Allerdings sollten solche Einlagen am Gesamtvermögen eines Fonds relativ gering sein." Ob Verbraucher betroffen sind, könnten sie mit ihren Produktanbieter klären. Von überstürzten Kündigungen rate Mohn ab

    Es wird ersichtlich: Auch wenn Privatanleger noch direkt von Strafzinsen verschont bleiben, könnten sie indirekt bereits davon betroffen sein - zum Beispiel, wenn sie Investmentfonds in ihrem Portfolio halten. Die Depotbanken könnten für Barmittel, die nicht in dem jeweiligen Fonds gebunden sind, Geld verlangen.

    Testballon Strafzinsen - Das meint die Community von wallstreet:online

    Was meint die Finanz-Community von wallstreet:online zu der Frage, ob denn bald auch Strafzinsen auf Sparkonten von Kleinsparern eingeführt werden? Von den 1.951 Teilnehmern der Umfrage sind 40,49 Prozent der Meinung, dass sich die Banken an die Kleinsparer nicht rantrauen würden. 23,89 Prozent meinen Ja und Nein, denn die Grenze der gesetzlichen Einlagensicherung würde von den Banken nicht angetastet werden. Aber immerhin auch 35,62 Prozent sind überzeugt, dass Strafzinsen auch auf Sparkonten unabhängig der Höhe eingeführt werden.

    Was also bleibt den Privatanlegern und Kleinsparern zu tun? Der Chef der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank, Asoka Wöhrmann, sagt: konsumieren und investieren. Doch gerade in Zeiten, in denen die Rente auf äußerst wackligen Füßen steht, mag das sehr für viele Anleger zynisch klingen.

    „Was werden Sie tun, wenn Ihre Bank einen Strafzins auf Sparkonten einführt?“ - fragte Finanz-Community wallstreet:online ihre Leser. Die Antwort fiel eindeutig aus: Von den 2.795 Befragten antworteten 66,05 Prozent, sie würden sich eine andere Bank suchen. 27,76 Prozent würden nicht länger sparen, sondern investieren. Allein 6,19 Prozent sagte, sie würden mehr Geld ausgeben und konsumieren.





    wallstreetONLINE Redaktion
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