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    Russland  8840  0 Kommentare Gazprom: Wie riskant ist die Aktie wirklich? - Seite 2



    Das entscheidende Argument, das für die Gazprom-Aktie spricht, ist aber die enorm günstige Bewertung. Zwar haben die Analysten ihre Schätzungen bereits deutlich gesenkt. Dennoch liegt die durchschnittliche Gewinnerwartung für 2014 laut „Reuters“ noch bei 1,19 Dollar je Aktie. Da der einzelne Anteilsschein aber umgerechnet nur noch 2,20 US-Dollar* wert ist, liegt das geschätzte Kurs-Gewinnverhältnis aktuell bei unter 2. Auch wenn Sie – wie ich – die Marktprognosen immer noch für zu optimistisch halten, ist bei einer derart niedrigen KGV-Bewertung zweifellos noch jede Menge Spielraum nach oben.

    Bezeichnend ist auch, dass Gazprom als Ganzes an der Börse nur noch 52 Mrd. US-Dollar wert ist. Das entspricht nicht nur lediglich dem Nettogewinn, den Gazprom allein 2014 und 2015 einfahren dürfte. Vielmehr wird die Aktie damit auch mit einem Abschlag von 75 % (!) auf den Buchwert gehandelt. Unterm Strich legen Sie als Anleger zurzeit also lediglich den zweifachen Jahresgewinn oder rund 25 % des Substanzwertes auf den Tisch. Dafür erhalten Sie dann aber Anteile an einem Unternehmen, das immer noch zu den profitabelsten Konzernen der Welt zählt, über knapp ein Sechstel der globalen Erdgas-Reserven verfügt und wegen seiner engen Verflechtung mit dem russischen Staat auch noch besonders krisensicher ist.

    Normalisiert sich die Lage in Russland wieder?

    Angesichts dieser fabelhaft günstigen Bewertung gibt es eigentlich nur einen einzigen Faktor, der dieses Papier noch weiter unter Druck bringen könnte. Das Hauptrisiko für die Gazprom-Aktie sind nicht die Entwicklungen beim Unternehmen selbst, sondern die Gefahr einer weiteren Verschärfung des Konflikts mit Russland. Nur wenn sich die politischen Spannungen noch weiter verschärfen, ist auch mit einer Fortsetzung des Kursverfalls zu rechnen. Im Extremfall könnte dann die russische Regierung sogar versuchen, die westlichen Aktionäre aus dem Unternehmen zu drängen.

    Damit würde sich Putin allerdings auch ins eigene Fleisch schneiden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der russische Präsident im Konflikt mit dem Westen sein Blatt bereits überreizt hat. Der wirtschaftliche Flurschaden, den die westlichen Sanktionen und Finanzmarkt-Restriktionen schon jetzt in Russland angerichtet haben, ist enorm. Ich rechne deshalb damit, dass sich der neue Ost-West-Konflikt zwar noch einige quälende Jahre lang hinziehen wird. Wladimir Putin wird aber weitere Eskalationsschritte tunlichst vermeiden. Und auf diese Weise sollte am russischen Aktienmarkt allmählich ein „Gewöhnungs-Effekt“ eintreten. Die extrem niedrigen Bewertungen der russischen Aktien dürften sich dann wieder ihrem langjährigen Mittel annähern – was in einigen Fällen dann durchaus Kursgewinne von mehreren 100 % mit sich bringen kann.
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    Florian Schulz
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    Florian Schulz hat sich als Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets einen Namen gemacht. Als Chefredakteur des Emerging Markets Trader beleuchtet er die Entwicklungen und Chancen auf dem chinesischen und osteuropäischen Markt. Weitere Informationen: www.emerging-markets-trader.de.
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    Verfasst von 2Florian Schulz
    Russland Gazprom: Wie riskant ist die Aktie wirklich? - Seite 2 Die Aktie des russischen Erdgas-Riesen Gazprom war schon früher nicht sonderlich teuer. Das konnte den Titel aber nicht davor bewahren, 2014 nochmals um fast 40 % einzubrechen. Über die Gründe für diesen Kursverfall ist viel geschrieben worden, und natürlich ist die Vorsicht der Anleger in Teilen berechtigt. Ich denke aber, dass die Aktie inzwischen so günstig bewertet ist, dass die Chancen jetzt die Risiken überwiegen.