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    Ökonomen-Duell Teil 1  3114  0 Kommentare Bofinger vs. Mayer - Schwacher Euro: Allheilmittel oder ökonomische Dummheit?

    Schwacher Euro, Deflation und mögliche Staatsanleihekäufe – der krisengeschüttelte Euro-Raum bietet derzeit allerlei Zündstoff. Perfekte Bedingungen also für ein Streitgespräch. Dachte sich wohl auch die „WirtschaftsWoche“ und lud die beiden Ökonomen Peter Bofinger und Thomas Mayer zum gemeinsamen Interview. Teil 1: Schwacher Euro – Allheilmittel oder ökonomische Dummheit?

    Vorbei sind die Zeiten, in denen Europa über einen zu starken Euro diskutierte (Siehe: „Der deutsche Euro hat Europa zerstört“). Neues Thema: Die Talfahrt der Gemeinschaftswährung. Rund 12 Prozent – so viel hat der Euro im Jahr 2014 gegenüber dem US-Dollar verloren und ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die „Welt“ hält eine Euro-Dollar-Parität nur noch für eine Frage der Zeit. Die Märkte bereiteten sich bereits darauf vor, dass ein Euro bald genau ein US-Dollar kosten würde. Ähnliches hatte im vergangenen Jahr bereits Goldman Sachs prophezeit, allerdings erst für Ende 2017 (Lesen Sie hier). Doch die Währungsspirale scheint sich schneller zu drehen als die Ökonomen es erwartet hatten.

    Offen bleibt die Frage, ob der schwache Euro nun begrüßenswert ist oder nicht. Auch Peter Bofinger und Thomas Mayer vertreten in diesem Punkt unterschiedliche Meinungen.

    „Einfachster Weg, um Probleme im Euro-Raum zu lösen“

    So glaubt Bofinger „an die Macht der Wechselkurse“ und hält es deshalb für richtig, den Wechselkurs auf einem „vernünftigen Pfad“ zu halten. Insofern könne er Draghi verstehen, dass dieser den Euro möglichst klein halten wolle. Denn: „Das ist der einfachste Weg, die Probleme im Euro-Raum zu lösen“, so Bofinger. Seiner Meinung nach könne von einem Währungskrieg momentan keine Rede sein, weil ein solcher impliziere, dass die andere Seite etwas tue, um ihre Währung abzuwerten. Das sehe Bofinger aber nicht.

    Was daran liegt, dass die amerikanische Wirtschaft gut laufe, ergänzt Thomas Mayer. Solange das der Fall ist, sei der Fed der Wechselkurs nicht so wichtig. Doch das könnte sich schnell ändern, warnt der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

    In Bezug auf eine gezielte Währungsabwertung geht Mayer dann auf Frontalkurs zur Ansicht Bofingers. Eine Schwächung der eigenen Währung sei „ökonomisch ineffizient“, unterstütze ineffizientes Wirtschaften und sei deshalb langfristig ungesund, da die Wirtschaft an Dynamik verliere. Mayer argumentiert so vehement gegen eine gezielte Abwertung, dass auch Bofinger am Ende klein beigeben muss, indem er einräumt, auch er halte nichts davon, die Abwertung der Währung als Instrument der Wettbewerbsfähigkeit einzusetzen.

    Ausweg „Zwei-Klassen-Eurosystem“?

    Aber wie ließe sich die Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Zone sonst steigern? Der US-Ökonom Allan Meltzer plädiert für eine radikale Lösung: Europa brauche ein „Zwei-Klassen-System“ (Lesen Sie hierzu: US-Ökonom fordert „Zwei-Klassen-Eurosystem). Im Interview mit der „WirtschaftsWoche“ lässt Mayer durchaus Sympathien für einen solchen Vorschlag erkennen. Auch er sieht im EZB-Rat den „Kampf des ‚lateinischen‘ gegen das ‚germanische‘ Währungsmodell in vollem Gange“. Schwachsinn, findet Bofinger. Der Wirtschaftsweise ist sich sicher: Einen Nord-Euro werde es niemals geben. „Der Versuch einer Teilung wäre das Ende des Euro.“

    EZB und US-Wirtschaft setzen Euro unter Druck

    Die Gründe für die Euro-Talfahrt liegen auf der Hand: Europas Wirtschaft liegt noch immer am Boden, während die US-Wirtschaft gerade einen zweiten Frühling erlebt und die eigene Währung dabei so stark werden lässt, dass der US-Dollar womöglich bald die Weltwirtschaft auf dem Gewissen haben könnte. Von Aufschwung ist man in Europa meilenweit entfernt. Stattdessen scheint die Gefahr einer Deflation akuter denn je und könnte die EZB wahrscheinlich schon in dieser Woche dazu zwingen, mit dem so umstrittenen Ankauf von Staatsanleihen zu beginnen Lesen Sie morgen, was Peter Bofinger und Thomas Mayer von dieser EZB-Maßnahme halten.

    Lesen Sie auch: Ökonomen-Duell Teil 2: Bofinger vs. Mayer - "Im Moment gibt es Zentralbankgeld wie Freibier"




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