Kostenexplosion durch CHF-Kredite
Deutsche Kommunen haben sich mit Schweizer Franken verzockt
Am Donnerstag vergangener Woche erwischte die Marktteilnehmer eine Aktion der Schweizerischen Notenbank (SNB) kalt: die Aufhebung der Mindestkursanbindung des Schweizer Franken an den Euro. Mehr als drei Jahre hatte die SNB den Franken durch Euro-Käufe unter der Marke von 1,20 Euro gehalten. Nun ist damit Schluss, die Kosten zu hoch - vor allem auch in Anbetracht der erwarteten Verkündung von Staatsanleihenkäufen und der Euroschwächung durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank hat für ordentliche Furore an den Märkten gesorgt. Der Schweizer Leitindex SMI rauschte in die Tiefe, der deutsche DAX erklomm erneut die 10.000-Punkte-Marke (siehe: Schweizer Notenbank lässt Dax abstürzen... Doch dann der Rebound - 10.000 in Sichtweite!). Doch vor allem die Devisenmärkte wurden heftig durchgeschüttelt. Das Idyll des Schweizer Franken ist zusammengebrochen - mit erheblichen Folgen für Forex-Händler oder auch Besitzer von Immobilienkrediten (siehe: Schwarzer Donnerstag für Forex-Broker und Besitzer von CHF-Immobilienkrediten).
Kostenexplosion bei deutschen Kommunen durch Fremdwährungskredite
Horrormeldungen kommen auch von deutschen Kommunen. Nach der Freigabe des Schweizer Franken drohen Kommunen in Nordrhein-Westfalen zusätzliche Kosten aus Fremdwährungskrediten von insgesamt bis zu 900 Millionen Euro. Das berichtet die „WirtschaftsWoche“ auf der Basis von Erhebungen des NRW-Innenministeriums.
Demnach haben die Kommunen des Bundeslandes insgesamt 1,8 Milliarden Euro Kredite in anderen Währungen aufgenommen, in erster Linie in Schweizer Franken. Allein Essen drücken Kredite von rund 367 Millionen Euro in Franken, Bochum 180 Millionen und Münster 118. Städte wie Dorsten (85 Millionen) und Gladbeck (70) haben sich zu mehr als 20 Prozent in Franken verschuldet. Würden sie diese Kredite zu aktuellen Wechselkursen abbezahlen, müssten sie Preisaufschläge von maximal 50 Prozent hinnehmen.
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Stadtkämmerer wollten das ganz große Rad am Devisenmarkt mit komplizierten Währungsbewegungen drehen. Das ging gründlich schief. Mit öffentlichen Geldern hatten die Städte auf die niedrigeren Zinskosten gesetzt und dabei einen stabilen Wechselkurs angenommen - für ein paar Prozentpunkte. Spätestens seit der Freigabe des Wechselkurses durch die Schweizerische Notenbank ist diese Annahme jedoch nicht länger zu halten.