ROUNDUP
Bilfinger erstmals seit 1998 mit Verlust - Aussichten für 2015 mau
MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Dienstleistungskonzern Bilfinger ist im vergangenen Jahr erstmals seit 1998 wieder in die Verlustzone gerutscht. Auch die Aussichten für das laufende Jahr sind alles andere als rosig: Leistung und bereinigter Gewinn dürften sinken. 2014 sorgten die Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau, Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen, Umbaukosten und millionenschwere Wertberichtigungen im Energiegeschäft unter dem Strich für einen Verlust von 71 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Bilfinger noch 173 Millionen Euro verdient, wie der MDax -Konzern am Donnerstag mitteilte.
Die Aktionäre will Bilfinger nach dem Kurssturz im Vorjahr mit einer Dividende von 2,00 (Vorjahr: 3,00) Euro je Aktie etwas besänftigen. Analysten hatten mit einem noch kräftigerem Einschnitt gerechnet. Am Morgen legten die Aktien um mehr als drei Prozent zu und lagen damit an der Indexspitze.
Nach zahlreichen Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr hatten Analysten bereits mit einem Verlust gerechnet. Die Leistung legte 2014 mit knapp 7,7 Milliarden Euro dank Zukäufen noch leicht um zwei Prozent zu. Auftragseingang und Auftragsbestand, die auf die künftige Entwicklung schließen lassen, brachen aber jeweils zweistellig ein. "2014 war für Bilfinger ein unbefriedigendes Jahr", fasste Übergangschef Herbert Bodner die Entwicklung zusammen. Auch für 2015 zeigte sich der vor einem personellen Neustart im Management stehende Konzern verhalten. Die Leistung dürfte auf rund 7,5 Milliarden Euro sinken, während das bereinigte Konzernergebnis leicht zurückgehen dürfte.
Nach mehreren Gewinnwarnungen musste der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch im vergangenen Sommer bei Bilfinger den Chefposten räumen. Er hatte Bilfinger wie bereits sein Vorgänger Bodner vom Baukonzern zum Dienstleister für Wartungen rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien gewandelt. Dies sollte bei geringeren Risiken insgesamt höhere Renditen bringen. Doch die Energiewende in Deutschland und der Schiefer-Öl-Boom in den USA machten dem Konzern einen Strich durch die Rechnung.
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Bilfinger musste hohe Wertberichtigungen auf sein Energiegeschäft vornehmen. Auch die Geschäfte mit Kunden aus der Energie und Öl- und Gasindustrie liefen in Europa seither nur noch schleppend. Die Auslastung insbesondere im Energiegeschäft war gering. Entsprechend deutlich ist hier der Einbruch beim operativen Ergebnis 2014. Mit einem Sparprogramm und Stellenstreichungen insbesondere in der Verwaltung steuerte der Konzern bereits seit längerem gegen. Stabilisator war 2014 das Geschäft mit Dienstleistungen rund um Immobilien. Hier verzeichneten die Mannheimer Dank Zukäufen Zuwächse.
Beim personellen Neuanfang hat der Konzern inzwischen erste Fortschritte gemacht. Am Dienstag hatte der Bilfinger-Aufsichtsrat den ehemaligen ProSieben-Manager Axel Salzmann als neuen Finanzchef berufen. Bei der Bestellung eines Konzernchefs muss sich Bilfinger aber noch gedulden. Für dieses Amt gebe es zwar "eine klare Präferenz", hieß es. Der neue Konzernchef soll aber erst bestellt werden, sobald sich der Kandidat mit seinem gegenwärtigen Arbeitgeber auf einen Zeitpunkt für sein Ausscheiden geeinigt hat. Laut Medienberichten soll der Norweger Per Utnegaard die Bilfinger-Führung übernehmen. Er ist bisher Chef bei der Schweizer Flughafengesellschaft Swissport.
Der schwedische Großaktionär Cevian Capital, der gut ein Viertel an Bilfinger hält, hatte zuletzt auch im Aufsichtsrat seinen Einfluss ausgebaut. Der ehemalige Metro-Chef Eckhard Cordes übernahm als Nachfolger des inzwischen verstorbenen Ex-Dresdner-Bank-Chefs Bernhard Walter dort den Vorsitz. Die vollständige Bilanz will der Konzern am 18. März vorlegen./jha/fri/stb