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    Risikobwertung  2672  0 Kommentare Ikonen der Finanzindustrie – Prof. Robert C. Merton

    Während einer Konferenz von Dimensional Fund Advisors in Frankfurt hatte Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse von Lipper für die Region EMEA, die Gelegenheit, für Mein Geld ein Interview mit dem 1944 geborenen Nobelpreisträger (Wirtschaftswissenschaften 1997) Professor Robert C. Merton zu führen.

    Wie sehen Sie die derzeitigen Bestrebungen, die Finanzmärkte zu regulieren?

    Finanzinstitute sind anders als andere Unternehmen. Ihre Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten sind im Normalfall aufeinander abgestimmt, aber in manchen Fällen kann das Risiko auf der einen oder anderen Seite stark zunehmen, weil ein Marktteilnehmer gezwungen ist, ein bestimmtes Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen. Dies kann dann zu einer starken Veränderung in der Bewertung des Wertpapiers führen, was gleichzeitig auch dessen Risikobewertung verändert. Diese Veränderung des Risikos kann dann dazu führen, dass sich der Vermögensgegenstand bewertungstechnisch komplett von der entsprechenden Verbindlichkeit, die er besichern sollte, löst. Dies führt dann zu den Problemen, die wir in der Vergangenheit gesehen haben.

    Auch mit den neuen Regulierungen werden die Risiken nur auf dem Papier abgesichert, ohne dass dabei berücksichtigt wird, was passiert, wenn eine Gegenpartei ausfällt. Sollte der Ernstfall eintreten, ist es wichtig, dass neben dem Finanzsystem auch die Kunden geschützt werden. Dies hat aber zur Folge, dass auch die Investoren geschützt werden, denn es ist nicht möglich, diese beiden Gruppen zu trennen.

    Es ist allerdings möglich, die Entscheidungsträger der entsprechenden Institutionen, also das Management und die Aktionäre, haftbar zu machen und somit eine Selbstschutzfunktion zu etablieren, da niemand sein Privatvermögen verlieren möchte.

    Wie sollten Investoren das Risiko in ihren Portfolien messen?

    Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt verschiedene Arten von Risiken, die zum Teil an den Vorgaben des individuellen Investors hängen. Für einen Privatanleger, der für seine Rente spart, ist das größte Risiko, dass sein Vermögen am Ende nicht ausreicht, um ein Zinseinkommen zu erwirtschaften, das seine Lebenshaltungskosten abdeckt. Somit sind für diesen Anleger nicht die Schwankungen des Portfoliowertes, sondern die Schwankungen des daraus resultierenden Einkommens die relevante Größe. Anders formuliert: Während der Portfoliowert gleichbleibt, können die daraus erzielten Zinserträge stark schwanken. Wir erleben in dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld gerade eine solche Situation, in der viele Anleger ihre Portfolien anpassen müssen, um die von ihnen benötigten Erträge zu erzielen. Um ihr Ziel zu erreichen und das jeweilige Risiko beurteilen zu können, brauchen Investoren ein klar definiertes Sparziel. Hierbei ist es auch wichtig, dass die Investoren das Ziel in der für sie relevanten Währung festlegen, denn was nützt es, wenn man sein Ziel zum Beispiel in US-Dollar erreicht, aber seine Kosten in Euro bezahlen muss. In einem solchen Fall kann es passieren, dass die Währungsbewegungen dazu führen, dass der Investor, trotz eines gewissen Vermögens, seine Verbindlichkeiten oder seinen Lebensunterhalt in der Zielwährung nicht mehr bedienen kann. In dem beschriebenen Fall kommt es für den Investor darauf an, ein stabiles regelmäßiges Einkommen in der richtigen Währung zu erzielen und nicht einen stabilen Wert seines Vermögens.

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    Wenn wir über das allgemeine Marktrisiko sprechen, glaube ich, dass die herkömmlichen Risikomaße wie zum Beispiel die Volatilität völlig ausreichend sind. Bei der Auswahl dieser Risikomaße ist jedoch wichtig, dass die gewählte Kennzahl auch zu dem Risiko des jeweiligen Wertpapiers passt, also die echten Risikofaktoren des Papiers erfasst.

    Grundsätzlich sollten Investoren mögliche Risiken niemals unterbewerten, denn wie die Finanzkrise uns gezeigt hat, können die Auswirkungen eines vernachlässigten Risikos dramatische Folgen für ein Portfolio haben.

    Robert C. Merton wurde am * 31. Juli 1944 in New York  geboren. Merton ist Professor der Ökonomie an der MIT Sloan School of Management und der Harvard University. 1997 erhielt er den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften.





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    Risikobwertung Ikonen der Finanzindustrie – Prof. Robert C. Merton Professor Robert C. Merton ist Professor der Ökonomie an der MIT Sloan School of Management und der Harvard University. 1997 erhielt er den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften.

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