Die Börsenkarawane zieht weiter - Seite 2
Die Zinsen in so einem Umfeld nicht zu erhöhen, ist umso riskanter, da sich unter normalen Umständen Zinserhöhungen erst mit einer Zeitverzögerung von sechs bis zwölf Monaten auf die Wirtschaft auswirken. Wie groß diese Verzögerung jedoch bei einer Nullzinspolitik in einem bisher noch deflationären Umfeld sein wird, weiß aber niemand so genau. Es gibt hier einfach keine Erfahrungswerte.
Deflation, Rezession und Immobilienmarkt
Auf der anderen Seite will natürlich auch niemand das Japan-Szenario, d.h. das nicht mehr aufzuhaltende Abdriften der Wirtschaft in eine sich immer mehr verfestigenden Deflation.
Und auch dieses Szenario ist noch nicht vom Eis, zumal ein steigender Dollar sich natürlich ungünstig auswirkt. Aber auch der niedrige Ölpreis und die damit verbundenen Probleme der US-Ölindustrie wirken sich belastend auf das US-Wirtschaftswachstum aus. Zudem hat Standard & Poors`s gerade davor gewarnt, dass die Erholung der US-Häuserpreise ausgehöhlt wird. Zwar befänden sich sowohl die Preise als auch die Anzahl der Verkäufe bestehender Häuser auf Normalniveau, aber die Bautätigkeit und die Verkäufe von Neubauten seien schwach. Und das wirkt sich meist zeitversetzt auch auf den Gesamthäusermarkt belastend aus.
Und wie hier im Steffens Daily schon häufig beschrieben, war und ist das Baugewerbe ein wichtiger Faktor des US-Wirtschaftswachstums. Wenn jetzt der US-Immobilienmarkt als Zugpferd wegfallen sollte, könnte das US-Wirtschaftswachstum schnell wieder in sich zusammenbrechen.
Auch diese Information könnte einer der Gründe sein, warum die Fed im Moment wieder eher dazu neigt, die Zinsen lieber ein wenig zu lang niedrig zu lassen, als einen Rückfall in eine Rezession und damit auch in eine Deflation zu riskieren. Schließlich könnten steigende Zinsen gerade auch auf die Bautätigkeit einen stärkeren Einfluss haben. Wir werden also in den kommenden Wochen die Daten zum US-Immobilienmarkt wieder verstärkt unter die Lupe nehmen müssen.
DAX nähert sich nächster Zielmarke
Und zum Schluss noch kurz zum DAX:
Lesen Sie auch
Jetzt ist sehr schön zu erkennen, dass der DAX an der blau gestrichelten Mittellinie bei 10.828 Punkten einfach eine idealtypische Konsolidierung (wie auch prognostiziert) vollzogen hat. Jetzt ist er weiter nach oben ausgebrochen und nähert sich damit der der nächsten Zielmarke, die ich Ihnen für diesen Fall genannt hatte: der Rechteckbegrenzung bei 11.311 Punkten. Noch einmal zur Erinnerung: Die klassische Charttechnik kennt in diesem Bereich über einem Allzeithoch keine waagerechten Widerstands- und Unterstützungslinien mehr – das geht nur mit der Target-Trend-Methode.
An dem nächsten Rechteckt geht das einfache Spiel der Target-Trend-Methode weiter: Wird diese Marke von 11.311 Punkten (dynamisch) überwunden, liegt das nächst höhere Kursziel an der Mittellinie des höheren Rechtecks bei 11.794 Punkten und anschließend an der Rechteckoberkante bei 12.277 Punkten.
Scheitert der DAX an dieser Marke, muss mit einem Rückfall an die Mittellinie des aktuellen Rechtecks bei 10.828 Punkten gerechnet werden. Sie sehen, es ist eigentlich ganz einfach – wenn man einmal die richtigen Linien eingezeichnet hat.
Viele Grüße
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)