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    Gläserne Gesundheit  3056  0 Kommentare Selbstoptimierung mündet nicht im totalen Glück, sondern in der totalen Überwachung!

    Daten liefern und dabei nicht nur Geld sparen, sondern obendrein Krankheiten besiegen und die Welt verbessern? Eine verführerische Illusion – und eine gefährliche noch dazu! Ein Plädoyer fürs Big Picture bei den Big Data.

    Mae schaut entzückt auf das neue stylishe Armband, das seit Kurzem ihr Handgelenk ziert. Aber das Armband kann viel mehr als nur gut aussehen. Indem es Gesundheitszustand, Arbeitsleistung, Wohlbefinden und noch viele Dinge mehr misst, wird es zum zentralen Element in Maes Leben. Ein Armband als Garant für eine gesunde Work-Life-Balance sozusagen.

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    Doch schnell entpuppt sich der Lebenscoach als moderne Handschelle, die jeden ihre Schritte, jede ihrer Bewegung überwacht und die gesammelten Daten an ihren Arbeitgeber übermittelt. Natürlich nur zu ihrem Besten, beruhigen sie die Macher des Armbandes. Das ist niemand Geringeres als „The Circle“ – eine Mischung aus Google, Facebook, Apple und all den anderen Silicon-Valley-Konzernen zusammen.

    Die Rede ist von Dave Eggers Bestseller „The Circle“, welcher im vergangenen Jahr für Furore sorgte. Darin geht es um den „Totalitarismus der Transparenz“, schreibt die „Zeit Online“ und feiert den Roman wohl nicht ganz zu Unrecht als „1984 fürs Internetzeitalter“. Die „Süddeutsche Zeitung“ nennt „The Circle“ einen „beklemmende(n) Roman über eine Zukunft, die in Sichtweite zu sein scheint.“

    Seit ich dieses Buch gelesen habe, begegnet es mir fast täglich aufs Neue. Ständig und überall meine ich Hinweise zu erkennen, die mir Angst machen. Die Zukunft, die Eggers beschreibt, scheint nicht nur in Sichtweite, sie klopft gewissermaßen schon an unsere Haustür.

    Versicherungen locken mit Geld im Austausch für Daten

    So erging es mir auch vor ein paar Tagen wieder, als ich in der „Welt“ einen Artikel las, indem mir nahegelegt wurde, ich solle mich doch von Versicherungen und Krankenkassen überwachen lassen. Ich gebe ihnen meine „Big Data“ und spare im Gegenzug Geld, so die Kernbotschaft. Dabei wird mir suggeriert, dass all meine Bedenken unbegründet seien. Datenschützer werden bemüht, mir zu versichern, dass meine Daten geschützt und die Missbrauchsgefahr wesentlich geringer sei als befürchtet. Für die „Welt“ scheint es unverständlich, dass so viele Kunden es als unheimlich empfinden, ihre Daten an ihre Versicherungen weiterzugeben. Sie „verschenken damit Geld“,„(d)abei könnten Sie davon profitieren“, heißt es.

    Je mehr Daten, desto weniger Krankheiten

    Und das in mehrerer Hinsicht. Zum Einen könnte jeder Einzelne durch Rabatte profitieren: Je gesünder mein Lebenstill, je sportlicher meine Aktivitäten, je vorsichtiger mein Fahrverhalten, usw., desto größer mein Rabattheft. Aber nicht nur mein Geldbeutel, auch meine Gesundheit würde profitieren, beispielsweise indem mich ein Fußsensor rechtzeitig vor Geschwüren warnt und mich so vor einer drohenden Amputation schützt, schreiben die Autoren und belehren mich, dass ich mit meinen Big Data also nicht nur mein Leben, sondern das Leben aller erträglicher machen könne, immerhin könnte auf diese Weise schlimmen Krankheiten vorgebeugt werden. Den Betroffenen würde dann viel Leid und den Krankenkassen viele Kosten erspart werden. Das klingt doch fantastisch, gänzlich unverständlich, wieso Menschen trotzdem Bedenken haben.

    Soziale Netzwerke als Kollateralschaden

    Nun gut, da wäre noch die Sache mit den sozialen Netzwerken. Die Daten dort sind zwar nicht so gut geschützt wie bei den Versicherern selbst und insofern sei es schon ein bisschen beunruhigend, wenn Versicherer wie Axa mit Facebook kooperiere. Doch das alles klingt in dem Artikel trotzdem mehr wie ein Kollateralschaden, der nun mal nicht zu verhindern sei, der aber trotzdem den Nutzen insgesamt nicht in Frage stelle.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mir mehr Angst macht. Die Tatsache, der Trend zur Selbstoptimierung schon längst zu unserem Alltag gehört? Oder, dass sich Krankenkassen das längst zunutze machen und in ein lukratives Geschäftsfeld verwandelt haben? (Siehe: Wie Krankenkassen sich Fitness-Apps zunutze machen) Oder ist es die Tatsache, dass mir diese Sammelwut der Konzerne als ungefährlich, ja sogar als profitabel für mich selbst verkauft wird?

    Alles andere als verführerisch!

    In „The Circle“ gibt es drei Mottos: „Secrets are lies“, „sharing is caring“ und „privacy is theft“. Klar, wenn man das so liest und noch dazu weiß, dass es in dem Buch irgendwie um Totalitarismus geht, dann empfindet man diese drei Slogans automatisch irgendwie als falsch. Doch was ich an dem Roman am meisten mag und damit gleichzeitig auch am beängstigenden ist die Art, wie Eggers es schafft, all die Optimierungen, all die Erfindungen glaubhaft als etwas Gutes darzustellen. Das Armband, das Mae trägt, ist zunächst einmal mehr als hilfreich, um Krankheiten im Voraus zu erkennen oder Mae daran zu erinnern, dass sie sich heute noch nicht genug bewegt hat. Und so ergeht es den Protagonisten es mit all den anderen kleinen Dingen, die für sich genommen das Leben wirklich erleichtern, ja zu verbessern scheinen. Erst im Ganzen wird das wahre Ausmaß sichtbar…

    Wahrscheinlich ist das der Grund, wieso mich der Artikel so beunruhigt. Es ist die verführerische Illusion von mehr Komfort, mehr Gesundheit, mehr Solidarität, mehr Geld, die mitschwingt. Aber wenn man über Big Data spricht, dann reicht es meiner Meinung nach nicht aus, nur „the small picture“ zu sehen. Zu den Big Data gehört auch das Big Picture – und das ist für mich alles andere als verführerisch.





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    Gläserne Gesundheit Selbstoptimierung mündet nicht im totalen Glück, sondern in der totalen Überwachung! Daten liefern und dabei nicht nur Geld sparen, sondern obendrein Krankheiten besiegen und die Welt verbessern? Eine verführerische Illusion – und eine gefährliche noch dazu! Ein Plädoyer fürs Big Picture bei den Big Data.

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