Deutsche Bank - Strategie
Aderlass der Privatkundensparte - Schließt die Deutsche Bank ein Drittel ihrer Filialen?
Unabhängig vom Ausgang der Strategiedebatte des Konzerns dürfte das Filialnetz der Deutschen Bank ausgedünnt werden. Das sieht ein internes Konzept des Geldinstituts vor, das unabhängig von den drei derzeit diskutierten Strategieoptionen für die Gesamtbank zu sehen ist, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“. Dem Plan zufolge, würden von den derzeit gut 700 „blauen“ Privatkunden-Filialen in Deutschland in den kommenden Jahren etwa 250 wegfallen.
Das Konzept stammt Finanzkreisen zufolge von einer Arbeitsgruppe um Privatkundenvorstand Rainer Neske und Christian Ricken, der die internen Abläufe der Privatkundensparte verantwortet. Hintergrund sei die Frage, wie die Bank auf den zunehmenden Trend zum Online-Banking reagiert. Die Pläne sehen einerseits höhere Investitionen in die digitalen Aktivitäten der Sparte vor, andererseits die Verkleinerung des Filialnetzes, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise.
Trend zur Ausdünnung des blauen und gelben Filialnetzes
Der Verweis auf das Online-Banking verdeutlicht, dass die Überlegungen unabhängig davon zu sehen seien, welchen Stellenwert das Privatkundengeschäft künftig für den Gesamtkonzern noch haben werde.
Die Filialpläne dürften jedoch gleichzeitig mit der Gesamtstrategie vorgestellt werden. Eines der drei Konzepte des Vorstands sieht eine Trennung von der Tochter Postbank vor, ein anderes sogar
eine komplette Trennung des Privatkundengeschäfts vom Rest der Bank, schreibt die „Welt“.
Mit der Schließung eines Drittels der Filialen würde die Deutsche Bank den Trend der vergangenen Jahre fortsetzen und beschleunigen. Um die Jahrtausendwende betrieb die Bank noch rund 1200 Zweigstellen. Neske hatte bereits bei früheren Gelegenheiten durchklingen lassen, dass das Filialnetz weiter schrumpfen werde, bisher aber Festlegungen auf konkrete Zahlen vermieden. Zusätzlich betreibt die Postbank rund 1100 Filialen, intern als „gelbe“ Standorte bezeichnet. Auch hier befürchten Arbeitnehmervertreter früher oder später Einschnitte.
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Aderlass der Privatkundensparte - Chinesischen Hua Xia Bank vor Verkauf?
Auch an anderer Stelle ist ein Aderlass der Privatkundensparte schon jetzt wahrscheinlich: Die Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank steht nach Informationen der „Welt“ in allen drei
Strategieszenarien zur Disposition. Die Deutsche Bank hält knapp 20 Prozent an dem Privatkunden-Institut, bei dem sie 2006 erstmals eingestiegen war.
Die Hua-Xia-Beteiligung hatte über die vergangenen Jahre erkleckliche Dividenden in die Kassen der Deutschen Bank gespült. Strategisch lässt sich damit aber wenig anfangen, weil die Rechtslage in
China keine mehrheitliche Übernahme des Instituts ermöglicht. Gleichzeitig macht die Bankenregulierung in Europa den Minderheitsanteil unattraktiver: Beteiligungen an anderen Banken müssen mit
deutlich mehr Eigenkapital abgesichert werden als noch vor einigen Jahren.
Wenn die Deutsche Bank ihre Bilanz verkleinern und sich auf Kerngeschäfte konzentrieren müsse, sei es offensichtlich, dass das China-Engagement auf den Prüfstand gehöre, heißt es laut „Welt“ in
Finanzkreisen. Zumal der Börsenkurs der Hua Xia Bank zuletzt deutlich gestiegen war, so dass ein Verkauf derzeit lukrativ erscheine. Noch sei allerdings auch hier keine abschließende Entscheidung
gefallen.