Hüfners Wochenkommentar
"Gründen wir doch einfach eine neue Währungsunion" - Seite 2
Drittens – und das ist das Wichtigste, aber auch Problematischste – muss Griechenland neben dem Euro eine Parallelwährung einführen können. Athen muss also gestattet werden, beispielsweise die Gehälter im öffentlichen Dienst in Form von handelbaren Schuldverschreibungen auszuzahlen, mit denen die Empfänger einkaufen und Zahlungen leisten können. Diese neue Parallelwährung würde sich unmittelbar nach Einführung gegenüber dem Euro abwerten. Die Preise in der Parallelwährung würden deutlich ansteigen.
Das ist ein zentraler Verstoß gegen die Prinzipien einer Währungsunion. Denn damit könnte die Europäische Zentralbank nicht mehr die Geldmenge in Griechenland kontrollieren. Sie könnte nicht mehr für die Preisentwicklung in der erweiterten Währungsunion verantwortlich sein. Sie könnte auch nicht mehr für die Aufsicht der griechischen Banken sorgen. Griechen könnten nicht mehr in den EZB-Gremien sitzen. Die EZB gibt es nur für die Kern-Union. Die erweiterte Union bräuchte eigene Institutionen.
De facto wäre Griechenland damit nicht mehr Mitglied der Währungsunion. Aber was spricht dagegen, die neue Konstellation nicht ebenfalls Währungsunion zu nennen, eben nicht Kern-Union, sondern erweiterte Union? Es gibt in der Welt eine Reihe von Staaten, die neben ihrer eigenen Währung auch zum Beispiel US-Dollar (oder Euro) als Zahlungsmittel haben. Das gab es auch schon zu Bundesbankzeiten mit der D-Mark.
Es könnte sein, dass die Mitgliedschaft in einer erweiterten Union nicht nur für Griechenland, sondern auch für andere Staaten interessant ist. Ich denke zum Beispiel an Zypern. Vorstellbar ist auch, dass potenzielle Beitrittskandidaten zuerst in die erweiterte Union gehen. Da könnte sich die Bevölkerung an den Umgang mit dem Euro gewöhnen.
Denkbar ist auch, dass die erweiterte Union eines Tages den Ehrgeiz hat, auch die strengen Regeln der Kern-Union zu erfüllen. Dann würde sich der Spread zwischen dem Euro und der jeweiligen nationalen Parallelwährung verringern.
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Natürlich gibt es viele schwierige juristische und ökonomische Probleme, um eine solche Konstellation operational zu machen. Vermutlich müsste auch der Maastricht-Vertrag geändert werden, was ein langwieriger Prozess ist. Manch einer mag sich fragen, ob eine "zweitbeste Lösung" wie diese den Aufwand lohnt. Ich meine ja. Letztlich geht es darum, den Zusammenhalt Europas zu retten, die Problemlösungsfähigkeit der Europäer unter Beweis zu stellen und Griechenland aus politischen Gründen einen Weg zum Euro offen zu halten, ohne die strengen Regeln der Währungsunion zu verwässern.