Die aktuelle Lage im DAX
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der DAX verlor in der vergangenen Woche mehr als 5,5 %. Einen derart hohen Wochenverlust gab es zuletzt Anfang November 2011, einem der Höhepunkte der Euro-Schuldenkrise. Passend dazu wurden die jüngsten Kursverluste mit einer bevorstehenden Pleite Griechenlands begründet. Griechenlands Schuldendrama ist aber keineswegs die Ursache für den Rückfall, und auch die Finanzkrise ist nun keineswegs wieder da.
Keine Euro-Schuldenkrise 2.0!
Sie kennen inzwischen unsere Meinung: Nur in den seltensten Fällen sind die Ereignisse, auf die in den einschlägigen Börsenkommentaren verwiesen werden, tatsächlich die Gründe der Kursbewegungen. Das ist auch diesmal so. Dass Griechenland als Begründung kaum taugt, sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand: Seit dem Antritt der neuen Regierung in Athen gab es gefühlt in jeder Woche die Meldung, dass Griechenland vor der Pleite steht. Die Märkte ließ das bisher immer kalt.
Warum sollte es nun anders sein, zumal die Verflechtungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern inzwischen dermaßen verworren sind, dass selbst Experten kaum noch durchsehen? Wer also wollte beurteilen, dass nun tatsächlich Gefahr droht?
Wie so häufig dürften eher charttechnische Gründe die entscheidende Rolle gespielt haben. Auch der Verfallstag am vergangenen Freitag hatte einen wesentlichen Einfluss.
Die charttechnische Ausgangslage vor dem Rückfall
Aber der Reihe nach: Betrachten wir zunächst den Stundenchart des DAX der vergangenen Wochen:
Am 16. März bildete der DAX bei 12.219 Punkten ein neues Allzeithoch (grüne Linie). Dieses wurde erst am 10. April mit einer gewaltigen Aufwärtskurslücke überwunden (siehe Pfeil 1). Allerdings blieb die Aufwärtsdynamik nach diesem Ausbruch verhalten. Bereits wenige Tage später kam es zu einem Test des alten Ausbruchniveaus (siehe Pfeil 2) bei dem der Kurs sogar kurzzeitig darunter absackte.
Trotzdem konnten die Bullen danach den DAX zunächst erneut dynamisch nach oben treiben. Dieser Impuls lief jedoch rasch aus. Am vergangenen Mittwoch beendete der DAX den Handelstag knapp vor der grünen Linie (siehe Pfeil 3).
Damit waren aus charttechnischer Sicht die Fronten klar: Die Bullen konnten nach dem neuen Allzeithoch die Kurse nicht mehr nachhaltig nach oben treiben. Den Bären gelang es dagegen nicht nur zweimal, den Kurs an die grüne Linie zu drücken, sondern sie konnten sogar eine kleine Abwärtstendenz etablieren (siehe rote Abwärtstrendlinie). Der Ausbruch stand also auf der Kippe.